Mayer-Skumanz, Lene: Richard Wagner. Ein musikalisches Bilderbuch mit CD / mit Bildern von Winfried Opgenoorth. – Wien [u.a.]: Betz, 2012. – 31 S.: Ill., 1 Audio-CD. (Das musikalische Bilderbuch)
ISBN 978-3-219-11520-8 : € 19,95 (geb.)
Richard Wagners (1813–1883) 200. Geburtstag ist der Anlass der sechsten Zusammenarbeit der mehrfach ausgezeichneten österreichischen Autorin Lene Mayer-Skumanz mit dem Illustrator Winfried Opgenoorth. Ein Kinderbuch über Richard Wagner? Ist das überhaupt möglich?
Das Buch wird mit der bewährten biografischen Zeittafel eröffnet. Bereits mit acht Monaten verliert der weinerliche Richard in Leipzig seinen Vater. Der Maler und Schauspieler Ludwig Geyer wird wenige Monate später sein Stiefvater. Eine zunächst glückliche Kindheit in Dresden beginnt. Von dem Tag an, als Wagner mit 13 Jahren Webers Freischütz hört, möchte er Opern komponieren. Nach der ersten Schwärmerei mit 16 verliebt er sich mit 21 in die Schauspielerin Minna Planer. Eifersüchtig folgt er ihr nach Ostpreußen. Beide heiraten und fliehen, dank seiner permanenten Schulden, nach Riga, London, Paris, Dresden bis nach Zürich. Seine Reisen inspirieren ihn zu seinen Opernstoffen. Ab 1864 ermöglicht ihm König Ludwig II. das ersehnte luxuriöse Leben. Die Begegnung mit Franz Liszts verheirateter Tochter Cosima verändert ihn.
Fließend wird zwischen allen Lebensstationen zu ausgiebig die Handlung jeder jeweils entstehenden Oper eingefügt. Die Ausführlichkeit der Geschichte des Fliegenden Holländers verwundert, da erst 2011 Rudolf Herfurtners gleichnamiges Buch in dieser Reihe erschienen ist. Zudem werden Wagners Lebenswege in die nicht einfach zu verstehenden historischen Hintergründe eingebettet.
Lene Mayer-Skumanz schreibt von jeher anspruchsvolle Kinderbücher über Komponisten. Ihre Bücher über Verdi oder Händel bewiesen das große Geschick des Weglassens. Kinder wird Wagners Leben stellenweise überfordern. Verstehen Kinder, was eine uneheliche Tochter (S. 7) ist oder wie das Rauschen des Rheins über einem Es-Dur-Akkord (S. 24) klingt? Fraglich erscheinen die wertfreien Schilderungen zu Wagners Verhältnis zum Judentum. Der Lebenswandel eines Genies, Ehebruch, sein leichtfertiger Umgang mit Geld und Menschen werden nicht verschwiegen. Die Autorin wählt hierfür jedoch keine altersgerechte Sprache.
Sicherlich wollte sie ein umfassendes Kinderbuch über Richard Wagner schreiben. In diesem Buch ist der Versuch nicht gelungen.
Winfried Opgenoorth prägt das Buch mit seiner unverwechselbar großartigen und detailgetreuen Handschrift. Aber auch er vermischt biografische Darstellungen mit denen von Opernhandlungen. Die Bilder sind nicht eindeutig zu betrachten.
Die Trackangaben auf der CD mit Naxos-Übernahmen aller Opern sind vorzüglich detailliert. 19 Minuten der 66-minütigen CD sind historische Aufnahmen mit Wolfgang Windgassen (Tenor) mit entsprechend schwerem Textverständnis.
Da es bislang kein vergleichbares Buch gibt, wird es anlässlich des Jubiläums seine Interessenten finden. Entgegen der Verlagsempfehlung (ab 6) für Kinder ab 10 Jahren.
Cortina Wuthe
Berlin, 27.09.2012