Marko Simsa: Ella spielt Klavier / Illustration: Josephine Pauluth. – Berlin: Annette Betz, 2020. – 32 S.: farb. Ill., 1 Audio-CD.
ISBN 978-3-219-11866-7 : € 22,95 (geb.), ab 4 J.
Originalausg. unter dem Titel „Tina spielt Klavier“. / Ill.: Winfried Opgenoorth. – Wien [u.a.]: Annette Betz, 2001. – 1 Audio-CD. – ISBN 978-3-219-10873-6
Zur CD: Giovanna Farigu und Peter Hofmann (Klavier), Jürgen Krömer (Cembalo), Erke Duit (Orgel), Thomas Fheodoroff (Violine), Rudolf Katzböck (Bariton); Konzept, Text und Sprecher: Marko Simsa; Aufnahmen aus dem Jahr 1999
Ella spielt Klavier ist quasi „alle(n) kleinen Nachwuchspianisten und solche(n), die es werden wollen!“ gewidmet, wie es vom Verlag heißt. Kinder und sicher manche Erwachsene erfahren zunächst einmal viel Wissenswertes über das Klavier und weitere Tasteninstrumente (Cembalo und Orgel), angefangen vom Innenleben des Instrumentes, über die Technik der Tonerzeugung bis hin zur Methodik und Didaktik des Klavierunterrichtes für Anfänger. Und auf der beiliegenden, das Buch ergänzenden CD mit ihren 37 Tracks wird man auch noch mit Hilfe von Klavierklängen in die Musiktheorie eingeführt und erlebt über die Anspielung unterschiedlichster bekannter Kompositionen die große Bandbreite musikalischer Möglichkeiten. Das Buch ist aber viel mehr als ein reines Sachbuch. Denn es enthält eine Geschichte, nämlich die persönliche Geschichte von Ella und ihrem Klavierspiel. Damit wird die Beziehungsebene zu den jungen Leser*innen hergestellt. Trotz der vielen Sachinformationen sind sie mittendrin im Geschehen, denn sie begleiten Ella bei ihren ersten Erlebnissen mit dem Instrument, vom Eintreffen des Klavieres, ihrem ersten, mit Aufregung erwarteten Unterricht bis hin zu ihrem ersten Auftritt bei einem Klassenvorspiel. Ella ist nicht allein, sondern wird liebevoll und fachlich versiert von Opa Antonio begleitet, der als professioneller Dirigent und Pianist eingeführt ist und somit auch die notwendige Fachautorität für das Lese- und Hörpublikum bildet. Er hat Ella das Klavier geschenkt und fühlt sich für die Ausbildung von Ella mitverantwortlich. Mit beiden Hauptpersonen besuchen die Leser*innen eine Klavierfabrik, einen professionellen Cembalisten und eine professionelle Organistin, die beide ebenfalls ihre Instrumente – auch dank der CD – vorstellen. Dank der CD ist es möglich, in die im Buch beschriebenen Musikstücke hinein zu hören. Und so wird auch ein Hauskonzert beim Opa mit klassischer Musik für Klavier, Gesang und Violine sowie der Besuch eines Jazz- und Bluesclub zum Hörerlebnis. Und wenn es gar zu ernst und sachlich wird, dann gibt es glücklicherweise als Sympathieträger der Kinder den Kater Tamino, der neugierig alles verfolgt und die Kinder mit seinem Verhalten auch mal zum Lachen bringen kann. Man erfährt in der Person von Ella allerdings auch vom mühevollen Alltag mit dem Klavier, dem täglichen Üben, das notwendig ist, wenn man das, was einen fasziniert, selber spielen will. Dazu hat auch Ella nicht immer Lust. Die Klavierlehrerin zeigt Verständnis und verhilft mit kleinen Tricks Ella zu neuer Übemotivation.
Autor Marko Simsa, der seit 25 Jahren Konzerte und Theaterstücke für Kinder auf die Bühne bringt, will Kinder für Musik und fürs Selbermusizieren in seinen Büchern begeistern. Er zeigt gleichzeitig, dass Kinder beim Erlernen eines Instrumentes keinen Drill brauchen, sondern vielmehr Erwachsene, die ihr Interesse wecken und sie zugewandt dabei begleiten. Der Erfolg von Ellas erstem Vorspiel gibt dieser Aussage recht. Und getragen von ihrer Familie ist es auch gar nicht schlimm, dass sie sich vor Aufregung einmal verspielt. Vielleicht ist dies die wichtigste Aussage dieses Buches. Josephine Pauluth, Grafikerin und freiberufliche Illustratorin von Kinder- und Jugendbuchprojekten, führt optisch hilfreich mit ihren schematischen, sachlich sauberen und dennoch liebevollen Illustrationen durch die komplizierte Materie. Ob es wirklich gelingt, Kinder mit Hilfe eines solchen Buches für ein Instrument zu interessieren, muss individuell ausprobiert werden. Aber vielleicht ist das Buch ein wichtiger Baustein auf dem Weg dorthin. Auf jeden Fall zeigt es aber Erwachsenen den Weg, wie man Kinder für etwas begeistern kann – in diesem Fall für die Musik im Allgemeinen und das Klavierspiel im Besonderen. Und das kann man ja dann auch beim gemeinsamen Lesen und Hören genießen. Ab 4 Jahren.
Petra Diepenthal-Fuder
Erkerode, 8.12.2020