Dumas, Kristina: Der kleine Beethoven / [Ill.:] Lisa Hänsch. – Wien [u.a.]: Betz, 2014. – 27 S.: Ill., 1 Audio-CD
ISBN 978-3-219-11576-5 : € 19,95 (geb.)
Würde eine Raumsonde durch das Weltall düsen, hätte sie als wertvollen Schatz die Musik Ludwig van Beethovens an Bord gespeichert. So wie wir Menschen noch heute über seine Musik staunen, würde vielleicht ein Außerirdischer eine Gänsehaut beim Hören der Musik bekommen und Beethoven kennenlernen wollen. Mit dieser galaktischen Einleitung beginnt Kristina Dumas, Redakteurin beim Bayerischen Runfunk, ihre Vorstellung des kleinen Beethoven.
1770 in Bonn geboren, sieht sein Vater in ihm sehr früh das Wunderkind und setzt ihn mit vier Jahren zum täglichen Üben ans Cembalo. Strenge und Schläge gehören dazu. Mit acht Jahren ist Ludwig in seinem ersten großen Klavierkonzert zu hören. Schon mit elf Jahren endet seine Schullaufbahn, denn lesen und schreiben kann er ja, aber mit dem Rechnen ist es nicht weit her. Dafür darf er bereits zwei Jahre später als Organist der Hofkapelle Geld für die Familie verdienen. Im jugendlichen Alter wird er der Musiklehrer der Geschwister Breuning, in denen er Freunde findet. Noch schwerer wird es für ihn, als er sich nach dem frühen Tod der Mutter um seine Familie kümmern muss, da sich der Vater beständig betrinkt. Unbeschwertheit findet er in der Musik.
Der Autorin gelingt die Identifikation des zuhörenden Kindes mit diesem Beethoven durch die Beschreibung im Präsens. Behutsam entwickelt sie sein später enttäuschtes, finsteres Wesen. Zeitgeschichtliche Hintergründe fügt sie geschickt in den Text ein. Der Buchtitel suggeriert Kindheit und Jugend, jedoch wird das gesamte Leben des Komponisten erzählt, der am 26. März 1827 in Wien verstarb.
Kristina Dumas formuliert mit kurzen Sätzen und schafft die erstaunliche Gratwanderung, sich in den Lebensabschnitten auf das Wesentlichste zu konzentrieren und durch Metaphern trotzdem weitestgehend anschaulich zu bleiben. Im Text sind zwei halbseitige Notenbeispiele abgedruckt. Angesichts der Zielgruppe wären diese zugunsten des Textes verzichtbar gewesen, denn ein Nebensatz zu Fidelio ist tatsächlich sehr wenig.
Die beiliegende Hörbuch-CD mit der Stimme von Hans-Jürgen Stockerl, Hintergrundgeräuschen und Musikbeispielen des Naxos-Label ist ein nachhaltiger Gewinn. Der Schauspieler, der u.a. Hörbücher aus der Igel-Records-Reihe Musikgeschichten gesprochen hat, liest den Text des Buches begeisternd fesselnd und mit großem Vergnügen.
Die Bilder der Illustratorin Lisa Hänsch sind kindgerecht, verspielt und farbenfroh. Allerdings sieht die den Beethoven darstellende Hauptperson auf allen Bildern ewig jung aus. Im Text gibt es ab dem 14. Lebensjahr keine Hinweise auf Lebensalter oder Jahreszahlen. Aber wie alt war der Beethoven eigentlich, als seine Ohren nur noch ein Rauschen vernahmen? Dies kann man sich aus der knappen Zeittafel am Ende des Buches errechnen.
Das Kinderbuch ersetzt keinesfalls Beethoven – ein musikalisches Bilderbuch von Lene Mayer-Skumanz, 2005 ebenfalls im Betz-Verlag erschienen, das wesentlich ausführlicher und gleichermaßen kindgerecht die Biografie des Komponisten schildert. Somit ist das Buch von Kristina Dumas ein neugierig machender Einstieg in das Leben und Werk von Ludwig van Beethoven für Kinder von 4 – 9 Jahren.
Cortina Wuthe
Berlin, den 03.03.2015