Mertens, Volker: Wagner. Der Ring des Nibelungen – Kassel [u.a.]: Bärenreiter [u.a.], 2013.- 215 S.: Abb. (Opernführer kompakt)
ISBN 978-3-7618-2260-9 : € 19,95 (kart.)
Volker Mertens, Literatur- und Musikwissenschaftler, widmet Wagners Ring-Tetralogie einen weiteren Band der neuen Reihe Opernführer kompakt. In einer kurzen, sehr persönlichen Vorbemerkung lässt der Autor durchblicken, dass seine Beschäftigung mit diesem Werk nun schon seit reichlich fünfzig Jahren andauert. Das erklärt wohl die souveräne Kompetenz, die schon von der ersten Seite an spürbar ist. Mertens leitet das Buch mit einem kurzen biografischen Teil ein, stellt anschließend tabellarisch Wagners Lebensdaten und werkspezifische Daten in Bezug zu historischen Ereignissen, gefolgt von einer Beschreibung des Sujets und der langen Entstehungsgeschichte. Im Anschluss wird die Handlung der vier einzelnen Werke übersichtlich wiedergegeben, zusätzlich veranschaulicht durch Grafiken, welche die Konstellationen zwischen den handelnden Personen und den unterschiedlichen Ebenen darstellen. Gut vorbereitet kann sich der Leser nun dem ausführlichsten Teil des Buches zuwenden, der umfassenden Beschreibung der musikalischen und dramaturgischen Gestaltung. Hier bieten Notenbeispiele, der umfangreiche Bildteil, in einzelnen Fällen auch Psychogramme der Protagonisten, eine Fülle an Information und Denkanstößen. Unter dem Sammelbegriff “Ring-Aspekte“ geht Mertens nun auf die verschiedensten Fragen und Details kenntnisreich ein, der Abschnitt „Wagner und das Jüdische“ bietet beispielsweise eine kompakte Analyse des zwiespältigen Verhältnisses Wagners zum Judentum. Besonders interessant und aufschlussreich auch der Abschnitt über Wagner-Gesang. Die Aufführungsgeschichte wird von der Bayreuther Uraufführung des kompletten Zyklus, über modernisierende Tendenzen, die Vereinnahmung des Werkes durch die Nationalsozialisten, und schließlich die Aneignung durch das so genannte Regietheater der Gegenwart ausführlich gewürdigt. Die Rezeptionsgeschichte schließt Werke der bildenden Kunst ein, auch hier bilden Illustrationen eine sinnvolle Ergänzung. Eine Würdigung der existierenden Aufnahmen auf CD und Video beschäftigt sich auch mit älterem historischem Material und gibt so die große Bandbreite der Interpretationsgeschichte wieder. Am Ende des Bandes finden sich noch kurze Interviews mit Sängern, einem Regisseur, einem Intendanten und einem Dirigenten über ihre Sicht auf den Ring. Ein abschließendes kleines “Ring“ -Wörterbuch ist für das bessere Verständnis des schwierigen Textes äußerst hilfreich. Insgesamt ein gut geschriebenes, äußerst kompetentes Buch, das man jedem Wagner-Kenner, erst recht aber dem Anfänger wärmstens empfehlen kann.
Peter Sommeregger
Berlin, 29.05.2013