Fröhlich, Holger: Musikalisches Handeln im schulischen Musikunterricht unter Einbeziehung digitaler Medien.- Augsburg: Wißner, 2012. – 142 S.: Abb., 1 DVD. (Augsburger Schriften. Forum Musikpädagogik ; 108)
ISBN 978-3-89639-844-4 : € 24,80 (kart.)
Digitale Medien spielen im Musikunterricht eine immer größere Rolle. Dabei ist ihr Einsatz weder selbstverständlich noch problemlos. Dies belegen zahlreiche Internetforen, sogar DIE ZEIT hat festgestellt „Digitale Medien bereichern den Unterricht [nur], wenn man sie richtig nutzt“.
Und nun eine weitere Publikation dazu. Was erwartet uns?
„Die Vorstellung einiger wertvoller Einsatzgebiete digitaler Medien im Musikunterricht vor dem Hintergrund musikalischen Handelns“, wie der Autor, selbst Lehrer, in seiner hier vorliegenden Dissertation schreibt. Dazu stellt er drei seiner Unterrichtsprojekte vor. Ihnen zugrunde liegt eine einheitliche Struktur, die mit ihrer Gliederung in Zielsetzung, Analyse der Ausgangslage, Durchführung und Kontrolle von Kenntnis des Managementprozesses aus dem Kulturmanagement zeugt. Doch was ist nun musikalisches Handeln? Verschiedene Wissenschaftler, deren Thesen der Autor vergleicht, hatten sich mit dieser Frage beschäftigt. Er selbst legt großen Wert auf eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis und erläutert in einem Exkurs die von ihm favorisierte phänomenenorientierte Musikvermittlung, ein Begriff, den Christoph Schönherr geprägt hat.
Hat man bis hier mitunter das Gefühl, Allgemeinplätzen zu begegnen, entwickelt Fröhlich nun seinen Ansatz, der die Ästhetik miteinbezieht. Das ist neu, und erklärt, warum diese Untersuchung mehr als eine Ergänzung des bisherigen Schrifttums ist.
Ausführlich untersucht er die philosophischen und musikpädagogischen Dimensionen, vergleicht Thesen maßgeblicher Musikpädagogen und skizziert in fünf Schlussfolgerungen seine Vorstellungen für den Musikunterricht.
Doch wie gelingt nun der Brückenschlag zu digitalen Medien? Der Computer wird durch geeignete Software wie Cubase oder Sequel2 zum kreativen Gestaltungsmittel, mit dem Schüler aktiv Musik arrangieren und komponieren können. Das ist die große Chance der Technik, die in immer mehr Schulen eingesetzt wird. Sinnvoll ist dies jedoch nur in Kombination mit einer nachhaltigen Pädagogik. Fröhlich belegt dies durch praxiserprobte Projekte, die auf der beigelegter CD Rom enthalten sind.
In den zahlreichen praktischen Anwendungen, die einen lebendigen Musikunterricht zeigen und Kollegen des Autors als Vorlage dienen können, liegt dann auch die große Stärke des Buches. Der musikästhetische und philosophische Abschnitt ist eher für den wissenschaftlichen Leser, und damit eine kleine Zielgruppe interessant. In wie weit die Thesen Fröhlichs in der wissenschaftlichen Diskussion Niederschlag finden, kann heute noch nicht abgesehen werden.
Guter Unterricht kann aber auch durch die Unterrichtsform gesteuert werden. Der Autor deutet dies an, seine Projekte erfordern u.a. Gruppenarbeit, Frontalunterricht ist für ihn undenkbar. Eine Diskussion über Unterrichtsmethoden und deren Effektivität wäre für die Zielgruppe der Musiklehrer sicher interessant gewesen und praxisbezogener als die Erörterung musikästhetischer Aspekte.
Zusammenfassend wird deutlich, wie Musikunterricht kreativ gestaltet werden kann. Also alles in allem eine richtungsweisende Bereicherung des Buchmarkts. Der Aufbau eines Facebook-Online-Forums unter Betreuung des Autors ist geplant. Unter www.facebook.com/FMP108 besteht die Möglichkeit zu Kritik und Erfahrungsaustausch.
Andreas Kreißig
Mittelbiberach, 14.03.2013