Köhler, Joachim: Der lachende Wagner - München: Heyne, 2012.- 288 S.: Abb.
ISBN 978-3-453-17875-5: € 18,99 (geb.)
Das anbrechende Wagner-Jubiläumsjahr 2013 löst eine Welle von Publikationen über alle nur erdenklichen Aspekte der Wagner’schen Vita und seines Werkes aus, obwohl an Büchern über den Bayreuther Meister auch bisher wahrhaft kein Mangel herrschte.
Gerade vor dem Hintergrund einer kaum zu überblickenden einschlägigen Literatur versucht nun jeder Autor, einen ganz speziellen Aspekt der Persönlichkeit Wagners aufzuspüren und zu beschreiben. Die komplexe, zu keiner Zeit unumstrittene Persönlichkeit des Komponisten und Philosophen Wagner bietet freilich auch reichlich Stoff und Ansatzpunkte. Vergleichsweise ungewohnt ist der Aspekt, unter dem Joachim Köhler, der schon mit umstrittenen Veröffentlichungen über Wagner hervorgetreten ist, das Leben Wagners betrachtet.
Köhler meint, die Mit- und Nachwelt habe schlicht übersehen, dass Wagner in Wahrheit ein begnadeter Humorist gewesen sei. Seine Beweisführung kann aber über weite Strecken nicht überzeugen. Die Methode, jedes nur erdenkliche humorige, lustige, lächerliche Ereignis in Wagners Leben oder in seinen Äußerungen aufzuspüren, wirkt zum Teil mehr als bemüht, fallweise auch an den sprichwörtlichen Haaren herbei gezogen. Allzu zielgerichtet und manipulativ erscheint hier manches Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, der Autor unterscheidet auch zu wenig zwischen humorigen Äußerungen Wagners und solchen über ihn. Gänzlich fehl am Platz sind die ausgewählten zeitgenössischen Wagner-Karikaturen, hier wird ja über Wagner gelacht, und nicht umgekehrt, wie der Titel des Buches vorgibt.
Generell fasst der Autor den Begriff Heiterkeit und Humor sehr großzügig, paradoxerweise ist das Resultat ein weitgehend humorloses Buch, das einseitige Bemühen des Autors verleidet die Lektüre schon nach den ersten Kapiteln. Sachliche Fehler, wie das Adelsprädikat „von“ für Mathilde Wesendonck nähren die Zweifel an der Sorgfalt des Autors bei der Recherche.
Die Frage, wem dieses Buch eigentlich nützt, muss erlaubt sein.
Eine der komplexesten Künstlerpersönlichkeiten des neunzehnten Jahrhunderts nur ein Witzbold? Lachhaft!
Peter Sommeregger
Berlin, 12.01.2013