Walbrecker, Dirk: Katzenkonzert. Die Geschichte von Bianca und Nero. – Mainz: Schott, 2008. – 32 S.: Ill., 1 Audio-CD
ISBN 978-3-7957-0186-4 : 19,95 (geb.)
Die Geschichte ist spannend! – auch noch für 9-jährige Jungen. Dies ist nicht überraschend, denn Dirk Walbrecker ist mit den Nacherzählungen seiner Abenteuer-Klassiker Kenner spannender Geschichten und wird bereits vielfach im heimischen Kinderzimmer gelesen.
Im jüngsten Opus des sehr fleißigen Kinder- und Jugendbuchautors wird Die Geschichte von Bianca und Nero, den streunenden Katzen, erzählt. Nero verliebt sich in Bianca, aber Kater „Grrr“ findet Bianca ebenfalls toll. Wird Nero die bezaubernde Bianca erobern und für sich gewinnen?
Neros Lieblingsplatz ist auf dem Kopf der Statue seines „steinalten Freundes Ludwig“ (S. 5). Bianca bevorzugt das Standbild ihres „marmorweißen Freundes Robert“ (S. 12). In Momenten der Niedergeschlagenheit, denn „Grrr“ setzt ihm arg zu, findet sich Nero bei einem tieftraurigen Klavier wieder, das seit Jahren nicht gespielt wurde. Das Klavier schwärmt von Tom, dem Blues und schwarzen und weißen Tasten. Nero beginnt Klavier zu spielen und macht damit sich selbst und das Klavier froh. Katzenkonzert versucht Kinder behutsam auf die Erfahrung neugierig zu machen, dass „das Leben mit Musik viel, viel schöner ist“ (S. 28) und Musik eine Sprache spricht, die ein Kater wie „Grrr“ nicht versteht.
Das liebevoll gebundene Buch wurde von Bernhard Oberdieck „malerisch inszeniert“. Diese Bezeichnung des Illustrators ist nicht übertrieben, denn die Geschichte erschließt sich dem zuhörenden Kind ganz und gar über die wunderbaren Bilder. Nur auf ihnen ist zu erkennen und zu lesen (!), dass es sich bei den Lieblingsplätzen um Standbilder der beiden großen Komponisten handelt und das Klavier Tom Waits verehrt. Die vorlesende Mutter hat sich jedoch die ganze Zeit gefragt, welchen Beitrag Beethoven und Schumann in diesem Buch leisten und muss feststellen – keinen!
Dem Buch liegt, bei Publikationen dieser Zielgruppe wohl schon Standard, eine 30-minütige CD bei. Während zu Beginn im Hintergrund die Mondscheinsonate klimpert, kann die fesselnde Geschichte auf der CD mit Walbreckers monotoner Vortragsweise und gekünstelten Betonung nicht überzeugen. Auf der Trackliste gibt es keine Nennung der Musikstücke! Der mit klassisch-jazzigen Improvisationen angekündigte Pianist Jenö Nyári improvisiert spät munter drauf los. Das Klavierspiel gibt dem Musikalischen im Buch durchaus Gehalt und Vorstellungskraft. Das 9-jährige Kind konnte dies nicht beurteilen, denn nach vier Minuten stellte es den CD-Player gelangweilt aus.
Katzenkonzert ist eine gefühlvolle Geschichte für Kinder der Schulanfangsphase, in der Töne und Musik die beiden Helden zueinander führen und ihre Herzen öffnen. So ist dieses Buch größeren Kinder- und Jugendbibliotheken zu empfehlen und den Musikbibliotheken, die innerhalb der Aufstellung „Musik für Kinder“ eine geeignete Systematikstelle finden.
Cortina Wuthe
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 29 (2008), S. 381f.