Broksch, Franziska: The Sound of Disney: Filmmusik in ausgewählten Walt Disney-Zeichentrickfilmen. – Marburg: Tectum, 2012. – 113 S.
ISBN 978-3-8288-2859-9 : € 19,90 (Pb.)
Es gibt Musik in Disney-Filmen. Die Musik muss gut sein, denn sie wurde oft ausgezeichnet. Sie stammt ja auch von renommierten Komponisten und wurde von populären Sängern interpretiert. – Wenn Sie mehr über Filmmusik aus dem Hause Disney erfahren möchten und darüber, was ihre Faszination ausmacht, gibt es dazu sehr gute und empfehlenswerte Fachliteratur. Das rezensierte Bändchen der Journalistin Franziska Broksch zählt allerdings leider nicht dazu.
Das lässt schon allein der Umfang des Titels erahnen. Der Klappentext verspricht Analysen von acht abendfüllenden Animationsfilmen auf etwas mehr als 100 Seiten (abzüglich Inhalts- und Literaturverzeichnis), auf denen sich zudem noch Abrisse zur Geschichte und Funktionalitiät der Filmmusik generell finden. Ein mehr als sportliches Unterfangen, ließen sich doch mit der Analyse einzelner der behandelten Filme (u. a. Bambi, Cinderella, Das Dschungelbuch) mühelos jeweils 100 Seiten füllen.
Statt rasch zum eigentlichen Thema – der Disney’schen Filmmusik – zu kommen, hält sich sich die Autorin an ausführlichen Inhaltsangaben der behandelten Filme auf und spart dabei selbst Schneewittchen nicht aus. Derweil beschränken sich die „Analysen“ der Musik auf jeweils wenige Sätze, wie diese zu Cinderella: „Auch in diesem Film fügen sich die Handlung und Situationen in die Musik ein. Die Musik treibt die Handlung voran. Der Film arbeitet viel mit Leitmotiven, aber auch mit emotionaler Stimmungserweckung. Auch hier dominieren noch immer die orchestralen Streicher“ (S. 43f.).
Da die „Analysen“ selten über Gemeinplätze wie diese hinausgehen, konnte die Autorin auch fast vollständig auf Notenbeispiele verzichten. Reichlich vorhanden sind dagegen viele ausführliche Aufzählungen von Film- und Musical-Titeln, inklusive der damit gewonnenen Preise. Dass Filmmusik aus dem Disney Studio regelmäßig hochdekoriert wurde, scheint ausreichender Beleg dafür, dass die Musik „phänomenal“ gut sein muss.
Das Fazit schließt mit bahnbrechenden Erkenntnissen, wie z. B.: „Die Musik trägt also essentiell zur Aufnahme des Films bei. Denn ohne sie würde der Film leer und flach wirken“ (S. 107). – „Filmmusik entsteht eben nicht mal eben nebenbei“ [sic!] (ebd.). – „Die genannten Filme und weitere sieben Filme haben es in die 2001 begründete Platinum Edition [Anm. d. Rez.: eine hauseigene Disney-Edition!] geschafft. Die Filme aus dieser Sammlung wurden in regelmäßigen Abständen auf DVD herausgebracht und wieder vom Markt genommen und sind dadurch von unschätzbarem Wert“ (S. 108).
Ach so! Das macht den unschätzbaren Wert der Filme aus. Na, dann muss ja auch die Filmmusik gut sein. Ist doch logisch. Aber warum? Warum haben die Soundtracks und Songs so viele Auszeichnungen gewonnen? Warum war es Walt Disney so wichtig, Musik und Handlung seiner Filme aufs Engste zu verknüpfen? Warum legte er so großen Wert darauf, nur die besten Komponisten und Texter für sich arbeiten zu lassen? „The Sound of Disney“ – was genau macht ihn aus? Darüber erfahren wir leider nichts Konkretes.
Birgit Schmidt-Hurtienne
Düren, 18.10.2012