Melograni, Piero: Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Biographie. Aus dem Ital. von Bettina u. Sabina Kienlechner – München: Siedler, 2005 – 349 S.: 20 Abb.
ISBN 3-88680-833-5 : € 22,00 (geb.)
Der 1930 geborene Italiener Piero Melograni, von Hause aus Historiker und mit Werken zur Geschichte des 20 Jahrhunderts in Deutschland bekannt geworden, lässt deutlich erkennen, dass er kein Musikwissenschaftler ist und aus der Sicht des Musikliebhabers schreibt: In seinem Buch, das im Original 2003 erschienen ist, konzentriert er sich strikt auf die Biographie Mozarts; es ist für den interessierten Laien geschrieben, der über keine (oder nur wenige) Vorkenntnisse verfügt. Er schreibt in einer leicht verständlichen, flüssigen Sprache – ohne wissenschaftliche Anmerkungen – und rekurriert immer wieder auf den gesellschaftlichen und kulturellen Hintergrund; auf diese Weise erklärt er viele Details in Mozarts Leben, die gelegentlich schwer verständlich erscheinen. Dass etliche Einzelheiten in der Biographie des Komponisten nicht geklärt werden können, benennt er offen und beruft sich dabei auf die musikwissenschaftliche Fachliteratur; Urteile anderer Autoren stellt er zur Diskussion, ohne dabei immer – und hier zeigt sich der redliche Historiker – selbst auch eigene Entscheidungen zu formulieren. Allerdings wäre es angebracht, wenn alle im Haupttext namentlich genannten Autoren mit den entsprechenden Titeln auch in der Auswahl-Bibliographie erscheinen würden.
Einige Korrekturen lassen sich in einer zweiten Auflage leicht vornehmen: So sollte dem möglichen Missverständnis vorgebeugt werden, Mozart hätte einige seiner ‚großen’ Opern nicht beendet (S. 211) – sie sind bis zur letzten Note ausgearbeitet, aber in der Niederschrift gelegentlich in einer damals üblichen abgekürzten Form notiert, die auch von den Kopisten in Partitur-Abschriften übernommen wurde; erst bei der Herstellung der Stimmen wurden die Abkürzungen aufgelöst. – Süßmayr arbeitete in Baden nicht an der Orchestrierung der Zauberflöte (S. 306), sondern schrieb Stimmen aus den fertigen Partitur-Teilen heraus. Last and least: Moses Mendelssohn war nicht Freimaurer (S. 272), und er führte auch – anders als sein berühmter Enkel Felix – nicht den zweiten Namen Bartholdy (S. 271).
Die Irrtümer lassen erkennen, dass der Autor kein Musikwissenschaftler ist, doch wird dadurch der Wert des Buches als einer guten Einführung in die Lebens- und Zeitumstände des Komponisten nicht geschmälert.
Hans-Günter Klein
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006), S. 55