Herfurtner, Rudolf: Die Entführung aus dem Serail. Die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart / mit Bildern von Anette Bley. – Wien [u.a.]: Betz, 2012. – 29 S.: Ill., 1 Audio-CD. (Das musikalische Bilderbuch)
ISBN 978-3-219-11504-8 : € 19.95 (geb.)
Wie machen sie das? Rudolf Herfurtner und Anette Bley entführen mit ihrer fünften geglückten Zusammenarbeit Kinder wieder in eine fremde Welt. Beide bieten Kindern und Erwachsenen kindgerechte und liebevoll gemachte Bücher, die es bislang noch nicht gab. Sie wagen sich alljährlich auf hohem Niveau an Opernstoffe, die für Kinder ungeeignet erscheinen.
Zuallererst begeistern Anette Bleys Bilder: üppig berauschend und orientalisch farbenfroh bewirken sie schwelgerische Fantasien und Träume.
Rudolf Herfurtner lässt Die Entführung aus dem Serail einen nur gemalten Jungen erzählen, der auf dem Dachboden seiner Oma ein Marionettentheater entdeckt. Da hängen sie, die Marionetten Konstanze und Belmonte, Bassa Selim und Osmin, Blondchen und Pedrillo. Unter jeder Puppe steht der Name. Für jüngere Kinder ist dies sehr hilfreich. Auch ein Grammophon findet sich, und so kann die Oper beginnen. Herfurtner beschreibt die Handlung der 1782 uraufgeführten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) verblüffend verständlich und spannend. Der erfolgreiche Autor kennt die Vorstellungskraft und Neugier seiner Leser. Er weiß genau, wie er Kinder mit direkter Ansprache, Fragen, Wechsel der Zeitformen, wörtlicher Rede, geheimnisvollen Worten und witzigen Wendungen für die Geschichte gewinnt.
Der Dachboden verwandelt sich in ein Zaubertheater und lässt die Figuren lebendig werden. Konstanze segelt mit ihrem Verlobten Belmonte, dessen Diener Pedrillo und ihrer Kammerzofe Blondchen nach Spanien. Dort ist Belmonte zu Hause. Seeräuber kapern ihr Schiff und verschleppen sie in die Türkei. Nur Belmonte kann sich retten. Bevor die Drei als Sklaven verkauft werden, verliebt sich der feine Bassa Selim auf der Stelle in Konstanze und kauft sie alle. Belmonte findet seine Schöne und will sie befreien. Aber da gibt es noch das wachende „Blasbalggesicht“ von Osmin, dem Haushofmeister des Bassa, der einen verzückten Blick auf Blondchen geworfen hat.
Zum Text passend sind die Track-Nummern der CD abgedruckt. Es gibt nur Musik! Textwendungen des Librettos finden sich im Buch wieder. Das ist gut, denn die gesungenen Texte werden für Kinder schwierig zu verstehen sein. Die Trackangaben sind äußerst knapp. Die Angabe der Laufzeit der einzelnen Tracks und der Arientitel wäre nützlich gewesen. Bei den Musikeinspielungen handelt es sich um Übernahmen verschiedener Label, so dass keinerlei Interpreten angegeben sind.
Das Buch beginnt mit „Pst! Kommt mit, hier ist es.“ Hier ist es, das märchenhafteste Musikbilderbuch wie aus Tausendundeiner Nacht. Unvergänglich und irgendwie auch unvergesslich. Für Kinder ab 6 Jahren
Cortina Wuthe
Berlin, 12.06.2012