Gerlach, Alexandra: Ludwig Güttler. Mit Musik Berge versetzen. – Hamburg: Edel, 2011. – 223 S.: Ill.
ISBN 978-3-8419-0063-0 : € 24.95 (geb.)
Alexandra Gerlach beschreibt den Werdegang des Trompetenvirtuosen Ludwig Güttler (*1943), seine künstlerische Laufbahn vom Studium in Leipzig, dem ersten Engagement beim Händel-Festspiel-Orchester Halle, dem Wechsel nach Dresden als Solotrompeter an die Philharmonie und ersten Schallplattenaufnahmen bis hin zu den schwer erkämpften ersten Auftritten mit dem Organisten Christoph Kircheis „im Westen“. Die zahlreichen Beispiele aus Briefwechseln und Dokumenten zeugen von akribischer Recherche und der intensiven Beschäftigung der Autorin mit den Zeitumständen vor und nach der Wende. Dabei beschränkt sie sich meistens auf die Beschreibung von Fakten und lässt Weggefährten und Zeitzeugen urteilen. Obwohl die Schilderungen manchmal sehr ins Detail gehen, lassen sie die beschriebenen Jahre lebendig wieder erstehen mit aller Euphorie und allen Schwierigkeiten. Unbeirrbar und findig und mit unermüdlichem Schaffensdrang versucht Ludwig Güttler, das Beste aus den sich ihm bietenden Möglichkeiten herauszuholen. Seine Kunst, sein Fleiß und sein Perfektionismus lassen ihn nicht nur zu einem Ausnahmemusiker, sondern auch zu einer Ausnahmepersönlichkeit werden.
Berührend ist die Beschreibung des Kampfes um den Wiederaufbau der Frauenkirche. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Güttler Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden und Kurator der Stiftung Frauenkirche. Vom „Ruf aus Dresden“ bis zum festlichen Weihgottesdienst am 30. Oktober 2005 nimmt der Leser Anteil an den Schwierigkeiten, den Zweifeln am Gelingen des Plans und der Freude über die weltweite Anteilnahme.
Nicht zuletzt viele sorgfältig ausgewählte Fotos machen das Buch zu einem authentischen Zeitzeugenbericht.
Für den Dresdner Anwalt Otto Stolberg-Stolberg (stv. Vors. der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche) „ist Ludwig Güttler einer der wenigen Menschen unserer Zeit, die wirklich Tatkraft besitzen, der sich nicht einfach umwerfen lasse, wenn der Wind mal schärfer bliese. Dem immer etwas Neues einfalle, wenn der Weg versperrt ist. Der immer wieder Kraft aufbringe, auch nach Rückschlägen und groben Enttäuschungen weiterzumachen, sich nicht entmutigen zu lassen.“ (S. 153)
Alexandra Gerlach, seit 2002 Landeskorrespondentin für Sachsens Landespolitik, Wirtschaftsberichterstattung und Kulturthemen im Deutschlandradio, zeigt den Menschen Ludwig Güttler als unermüdlichen Mittler der Musik, sei es als Virtuose oder mit seinen Ensembles und als mutigen Streiter für seine Ideen, dem es gelang, seine Träume auch Wirklichkeit werden zu lassen.
Eva Schuricht
Dresden, 04.06.2012