Friedrich, Sven: Richard Wagners Opern – Ein musikalischer Werkführer – München: C. H. Beck, 2012. – 128 S.
ISBN 978-3-406-63305-8 : € 8,95 (Pb.)
Zum Einstieg in die Werke Wagners gut geeignet ist Sven Friedrichs musikalischer Werkführer Richard Wagners Opern, der jetzt in der Reihe Wissen des Verlages C. H. Beck erschienen ist. Friedrich, seines Zeichens Direktor des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth, ist sich bewusst, dass er Neulingen in Sachen Wagner nicht allzu schwere Kost auftischen kann. In leicht verständlicher Weise und flüssigem Stil handelt er alle dreizehn Bühnenwerke des Bayreuther Meisters ab, wobei er auch dessen frühe Opern mit einbezieht. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf eine Schilderung der jeweiligen Handlung, sondern macht auch Ausführungen zur Entstehungsgeschichte der Musikdramen und ordnet diese in ihren musikhistorischen und geistesgeschichtlichen Kontext ein. Zusätzlich beleuchtet er in einer knappen Einleitung Wagners musik- und kulturhistorische Stellung, betrachtet seine Ästhetik und nimmt am Ende des nicht allzu umfangreichen Buches auch Stellung zu den Folgen, die Wagners Erscheinen im Opernbetrieb hatte. Das ist alles gut zu lesen. Gerade dadurch, dass Friedrich seine Kommentare relativ knapp hält, sind diese gut verständlich und von großer Überzeugungskraft. Manchmal verbindet der Autor geschickt Inhaltsangabe und Analyse und macht erklärende Anmerkungen gerade an der Stelle, an der sie ihm nötig erscheinen. Hier sei nur seine tiefschürfende Deutung des Vergessenstrankes in der Götterdämmerung erwähnt (S. 99). Auch diese Vorgehensweise ist ein geschickter Schachzug, der viel zum Verständnis beiträgt. Dabei lässt Friedrich keinen Zweifel daran aufkommen, dass er die Wagner’schen Werke auch musikalisch hervorragend durchschaut; er argumentiert oft aus der Musik heraus. Kenntnisreich verfolgt er Wagners kompositionstechnischen Weg über die Jahrzehnte hinweg und zeigt auf, wie sich die in den romantischen Opern noch vorherrschenden Erinnerungsmotive ab der Ring-Komposition in den 1850er Jahren zur vollendeten Leitmotivtechnik entwickelten. Auch Heiteres lässt der Autor in seine Betrachtungen mit einfließen, so beispielsweise, wenn er im Siegfried-Kapitel einmal die Worte von Loriot aus dessen Ring an einem Abend aufnimmt: Er ruft nach seiner Mutter (S. 94).
Insgesamt ist seine Erzählweise eine recht lockere, die nicht nur bei dem eben erwähnten Loriot-Zitat auch vergnüglich und lustig anmutet. Indem Friedrich es dem Leser auf diese Weise leicht macht, ihn zu verstehen, sensibilisiert er ihn gleichzeitig für eine umfangreichere Beschäftigung mit dem Bayreuther Meister. Aber nicht nur für Einsteiger in Sachen Wagner ist das Buch empfehlenswert. Auch Fortgeschrittene werden ihre Freude daran haben.
Ludwig Steinbach
Kornwestheim, 10.05.2012