Klaus Schneider: Lexikon “Musik über Musik”

Schneider, Klaus: Lexikon „Musik über Musik“ : Variationen – Transkriptionen – Hommagen – Stilimitationen – B-A-C-H. – Kassel [u.a.]: Bärenreiter, 2004. – 421 S.
ISBN 3- 7649-1675- 8 : € 39,95 (geb.)

Nach seinem Lexikon Programmusik, das aus den beiden Teilen Stoffe und Motive und Figuren und Personen besteht (s. Rez. in FM 1999, S. 258f u. 2001, S. 162f) präsentiert Klaus Schreiber hier eine neue Fundgrube: Diesmal geht es um das Musikalische selbst als Gegenstand musikalischer Darstellung. Dieses unterteilt Schreiber in vier Kategorien: I. Musik über einzelne Komponisten und ihre Werke – II. Musik über einige ausgewählte Volksmusikthemen und traditionelle Melodien – III. Musikalische Stilimitation – IV. Musik über Musizieren.
Das weitaus umfangreichste erste Kapitel (S. 11–321) ist alphabetisch nach Komponisten und Musikinterpreten (mehr als 800) geordnet. Hier findet man auch Variationen über ein Thema von… (z.B. Variationen und Fuge über ein lustiges Thema von Johann Adam Hiller von Max Reger), Musiker-Hommagen (z.B. Das Streichquartett Nr. 4 in memoriam John Ogdon von Alexander Goehr) und Spezielle Bearbeitungen (z.B. Sergeij Rachmaninoffs Konzerttranskriptionen für Klavier von Fritz Kreislers Liebesleid und Liebesfreud). Der Name des Komponisten und ggf. das Werk, das den Bearbeitern als Inspiration gedient haben, ist in fetten Buchstaben gedruckt, es folgen darunter alphabetisch die Namen der Bearbeiter mit ihren Werken. Bei einigen Komponisten, bei denen die Zahl der „Widmungs“-Kompositionen sehr groß ist (z.B. Bach, Beethoven, Mozart) findet man unter dem Stichwort weitere Differenzierungen, z.B. Kompositionen über Motive von Beethoven, Kompositionen im Stil von Beethoven, Huldigungskompositionen, Transkriptionen, Rekonstruktionen. Schneider hat allein 270 Vertonungen des berühmten B-A-C-H -Themas zusammengetragen!
Das zweite Kapitel (S. 322–337) enthält ausgewählte Beispiele von instrumentalen Bearbeitungen anonymer Melodien (Kammer- oder Orchestermusik), alphabetisch nach dem Melodietitel geordnet, z.B. diverse Bearbeitungen von Ah, vous dirai-je, Maman. Das dritte Kapitel (S. 338–342) ist wieder alphabetisch nach Komponisten geordnet und enthält musikalische Stilimitationen und Variationen im Stile verschiedener Meister, z.B. Ferruccio Busonis Fünf Variationen über Kommt ein Vogel geflogen im Stil berühmter Meister. Einzelne Werke „im Stil von“ sind nur in Kaptitel I nachgewiesen.
Das vierte Kapitel (S. 343–378) ist in drei Unterkapitel untergliedert: 1. Musiker, Musikaufführung, Konzert. Alphabtisch nach Komponisten sortiert finden sich hier die vielen Kompositionen mit dem Titel Dorfmusik oder Musikanten oder Promenandenkonzert. – 2. das Orchester, Einführung in die Instrumente des Orchesters. Dies ist wieder unterteilt in das Orchester als Ganzes (hier darf natürlich Benjamin Brittens Young person’s guide to the orchestra nicht fehlen!) und dann siebzehn verschiedene Instrumentenfamilien (z.B. Viktor Fortins Liebeserklärung an die Bassblockflöte, Petr Ebens falsche Trompete oder Werner Eisbrenners Leierkastenmann).
Rund 8.600 Instrumentalkompositionen von 2.900 Komponisten sind hier erstmals unter dem Aspekt „Musik über Musik“ zusammengetragen und kategorisiert worden.
Das Buch ist übersichtlich in zwei Kolumnen angelegt, die Seiten haben Kopftitel, die leider häufig wie bei den vorangegangenen Bänden eher verwirrend als übersichtlich sind. Leider ist das Erscheinungsjahr der Komposition nicht immer angegeben. Der Band enthält ferner ein Abkürzungsverzeichnis, ein Verlags- und Editionsreihenverzeichnis, ein Verzeichnis der Komponisten, bei denen im Hauptteil kein Verlag angegeben ist (hier mit Verlagen), ein Register der Komponisten und Bearbeiter mit Lebensdaten.
Das empfehlenswerte Lexikon Musik über Musik ist ein praktisches Kompendium für unterschiedlichste Nutzerkreise: Lehrer können mit ihm Unterrichtsreihen vorbereiten, Dramaturgen Konzertreihen planen, Rundfunkredakteure Sendungen mit themenverwandten Werken zusammenstellen; Film- und Fernsehproduzenten finden mit seiner Hilfe die passende musikalische Untermalung für ihre Beiträge. Hier kann man noch echte Entdeckungen machen!

Jutta Lambrecht
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 26 (2005), S. 230f.

 

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