Anton Diabelli (1781–1858). Thematisch-systematisches Werkverzeichnis (WAD), vorgelegt von Leopold M. Kanter, rev. von Irene Holzer. – München: Strube, 2006. – 91 S.: zahlr. Notenbsp. (Veröffentlichungen zur Salzburger Musikgeschichte ; 7)
ISBN 978-3-89912-101-8 : € 18,00
Mindestens jedem Klavierspieler ist Anton Diabelli ein Begriff, gehören doch seine kleinen Klavierstücke, Sonatinen und Sonaten zum festen Repertoire des Unterrichts. Dass Ludwig van Beethoven außerdem einen bedeutenden Variationenzyklus über einen Walzer von Diabelli geschrieben hat, dürfte gleichfalls bekannt sein, ebenso dessen bedeutende Rolle als österreichischer Musikverleger in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Deshalb lokalisiert man Diabelli in Wien, doch er stammt aus der Gegend von Salzburg und hatte u. a. dort Musik studiert – deshalb konnte auch dieses Werkverzeichnis in die oben genannte Schriftenreihe des Verlags aufgenommen werden.
Durch diese Publikation wird schnell deutlich, wie wenig man über Diabelli in Wirklichkeit weiß; sie dokumentiert nämlich ein erstaunlich vielfältiges und umfangreiches OEuvre: Kirchenmusik (Messen und kleinere geistliche Kompositionen), weltliche Vokalwerke (von der Oper bis zum wenige Takte umfassenden Kanon) und Instrumentalmusik (neben den Klavierstücken auch kleinere Orchesterwerke und viel Kammermusik). Die Nachweise sind zwar knapp, aber zur grundsätzlichen Orientierung ausreichend. Bei den mehrteiligen Vokalkompositionen (etwa den Messen) wird jeder Satz mit einem einstimmigen Notenincipit vorgestellt, ein Prinzip, das man bei der entsprechenden Instrumentalmusik (Sonaten usw.) leider nicht beibehalten hat. Die Nachweise informieren über Besetzung, Entstehungszeit, Erstdruck, ggf. eine Widmung und – falls noch bekannt – über den Fundort des Autographs. Bei der weltlichen Gesangsmusik sind – soweit identifi zierbar – die Textdichter angegeben (beim Lied Nacht und Träume hätte man allerdings Otto Erich Deutschs Verzeichnis der Werke von Franz Schubert zu Rate ziehen sollen – dieses Gedicht wurde nämlich Schiller unterschoben und stammt in Wirklichkeit von Matthäus von Collin). Insgesamt handelt es sich um eine verdienstvolle Arbeit, die eigentlich sogar in den Handapparat kleinerer Bibliotheken gehört – Klavierunterricht gibt es schließlich auch in der Provinz.
Georg Günther
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 28 (2007), S. 170