Mark Bego: Elton John. Die Story

Bego, Mark: Elton John. Die Story. Aus dem Engl. übers. von Kirsten Borchardt u. Thomas Pfeiffer. – Innsbruck: Hannibal, 2009. – 543 S.: zahlr. s/w-Fotos
ISBN 978-3-85445-298-0 : € 29,90 (geb.)

Bereits 1973 wurde Elton John (*1947) im Rock Lexikon (Schmidt-Joos und Graves) als „nahezu perfekter Songschreiber und Interpret“ gewürdigt (S. 157). Die Einschätzung ist berechtigt, hatte der Jungstar es doch geschafft, innerhalb eines Jahres fünf LPs in den amerikanischen Charts zu platzieren. Seinem Können als Komponist, Sänger und Pianist stellte John darüber hinaus eine exaltierte Bühnenshow, gewagte Kostüme und ein scheinbar überbordendes Ego zur Seite. Jahrzehnte später ist es ruhiger um den Entertainer geworden, still ist er aber noch lange nicht: Musical-Kompositionen und Las-Vegas-Engagements, Trauersänger für Lady Diana oder Veranstalter feudaler Partys – Elton John ist anerkanntes Mitglied der Popsociety und weit davon entfernt, als Jahrmarktsattraktion bei Baumarkteröffnungen aufzutreten.
Zeit wäre es also für eine umfassende Biografie über den Musiker und Menschen Elton John. Übernommen hat dies der amerikanische Autor Mark Bego, dessen über 500 Seiten starkes Werk nun in deutscher Übersetzung erschienen ist. Bego kennt sich aus in seinem Metier. Seit er Ende der 1970er Jahre mit Arbeiten über The Captain & Tennille und Barry Manilow debütierte, erschien eine beeindruckende Anzahl von Veröffentlichungen zu Musik- und Filmkünstlern. Eine solche Produktivität kann Staunen hervorrufen. Sie kann aber auch skeptische Fragen aufwerfen: Schafft es der Autor, hinter die Bühne und auf den Menschen zu schauen? Wie verfolgt er die Entwicklung des Künstlers und verknüpft sie mit der von Zeitgenossen? Kommt er Elton John wirklich nah? Leider bleibt die vorliegende Biografie oftmals hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der schillernden Persönlichkeit des Musikers, die niemals nur Blendwerk ist, sondern ebenso facettenreich in die Tiefe geht, wäre eine ebensolche literarische Annäherung angemessen gewesen. Mark Bego aber bewegt sich an der Oberfläche, seine Charakterstudie wirkt bisweilen eindimensional. Dabei ist es nicht Fachkenntnis, die dem Autor abgeht. Seine Einschätzung, das musikalische Werk betreffend ist fundiert, der Aufbau gekonnt. Darüber hinaus hat er sorgfältiges Quellenstudium betrieben und belegt seine Aussagen in einem 25-seitigen Anhang. Ein Blick auf diese Quellen macht aber auch deutlich, dass Bego sich vorzugsweise an gedruckten Interviews orientiert hat: Das biografische Gerüst wird durch ausgiebig verwendete Zitate von Elton John oder aus dessen Umfeld unterfüttert. So steht immer die eigene Sichtweise der Akteure im Vordergrund; Zeit und Platz für eigene Reflexionen, für das Hinterfragen der Statements nimmt der Autor sich leider nur selten. Hinzu kommt, dass die kleinen und bisweilen unscharfen Fotos etwas lieblos in den Text eingepasst wurden. Auf den optischen Hochglanz kann man zwar verzichten, etwas mehr Engagement in der literarischen Aufarbeitung hätte Bego sich aber durchaus leisten können.

Michael Stapper
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009), S. 270f.

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