Musik. Ein Streifzug durch 12 Jahrhunderte / Hrsg. von Tobias Bleek und Ulrich Mosch. – Kassel und Leipzig: Bärenreiter und Henschel, 2018. – XI,397 S.: zahlr. Abb.
ISBN 978-3-7618-2233-3 (Bärenreiter) u. 978-3-89487-933-4 (Henschel) : € 34,95 (geb. auch als eBook)
Die Geschichte der Musik ist lang, sie ist komplex, spannend und nicht immer eindeutig zu definieren. Ab wann beginnt überhaupt „unsere“ Musikgeschichte? Und wo fängt man an, wenn man über Musik sprechen möchte? Dies ist eine Frage, die auch in der Musikwissenschaft nicht eindeutig geklärt ist. Es gibt einfach zu viele Ereignisse in der Vergangenheit oder auch in der Musik anderer Kulturen, die nicht belegt sind bzw. rekonstruiert werden können. Das Wissen über Musik in ihrer Gesamtheit ist begrenzt – zumindest auf der einen Seite. Auf der anderen Seite jedoch wissen wir mittlerweile sehr viel über die „westliche“ Kunstmusik. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass diese Formen der Musik medial sehr gut festgehalten worden sind und uns somit auch nach Jahrhunderten noch beinahe originalgetreu vorliegen.
Tatsächlich weiß die Musikwissenschaft sehr viel über die westliche Kunstmusik – jedoch zu viel, um es in gesammelter und vollständiger Form präsentieren zu können. Beginnt man die Musik-Zeitzählung in der Antike, des ersten Zeitalters, aus dem musikalische Relikte überliefert sind, blickt man immerhin auf über 2.000 Jahre zurück. Und je näher die Jahrhunderte der Gegenwart entgegen rücken, desto mehr Musikformen, Werke, Zeitzeugnisse usw. sind entstanden. All jenes ist bedeutsam für eine vollständige Musikgeschichte, in der Gesamtheit aber nicht zu erfassen.
Was jedoch möglich ist, ist einen geordneten Überblick über die Geschichte der Musik zu erstellen. Dies haben Tobias Bleek und Ulrich Mosch (et al.) mit Musik – Ein Streifzug durch 12 Jahrhunderte getan. Die Sammlung beruft sich bewusst nicht auf Vollständigkeit – dies wäre, wie bereits ausgeführt, auch gar nicht zu leisten –, sondern sie bietet einen ersten Überblick. Statt eine konstruierte Einteilung in Epochen vorzunehmen, konzentriert sich das Buch auf die Zeitgeschichte bzw. die einzelnen Jahrhunderte. Es erzählt Geschichten von Komponisten, Werken, Ereignissen, klärt über Instrumente oder auch mediale Entwicklungen auf, die für das jeweilige Zeitalter prägend waren.
Dabei weist die Sammlung eine eindeutige und logische Gliederung auf. In insgesamt sieben Kapiteln, die nach Jahrhunderten sortiert sind, finden sich kurze Einzelkapitel. Auf je zwei Seiten kann der Leser etwas über ein bestimmtes Thema erfahren, das für die jeweilige Zeit von Bedeutung war. Nach einer kleinen allgemeinen Einleitung in das Jahrhundert folgen zahlreiche Geschichten und Informationen zu Komponisten oder berühmten Werken sowie medialen Einflüssen. So klärt das Buch über die „Ars Nova“ im Mittelalter auf, berichtet von der Erfindung des Buchdrucks in der Renaissance oder führt schließlich in die Kultur der Jam Sessions des 20. Jahrhunderts ein.
In die Tiefe der jeweiligen Themen zu gehen, ist nicht möglich, jedoch auch nicht nötig. Vielmehr sollte das Buch als ein Medium für erste Eindrücke und Informationen gesehen werden. Es bietet einen gesammelten Überblick über viele Jahrhunderte Musikgeschichte und reicht vollkommen aus, um sich kurz zu informieren. Vor allem eignet es sich durch die Aufteilung in kleine Mini-Kapitel hervorragend, um die verschiedenen Jahrhunderte durchzublättern und zu lesen, was einen interessiert. Zudem ist es ansprechend geschrieben und gut strukturiert; kleine Infoboxen bieten zusätzliche Erklärungen zum Text.
Als bewusst unvollständige Übersicht ist der Streifzug durch 12 Jahrhunderte sehr zu empfehlen. Wer jedoch tiefer in ein Thema einsteigen möchte, der sollte zu konkreten Musiklexika oder wissenschaftlichen Arbeiten greifen. Wichtig ist auch, dass der Leser im Hinterkopf behält, dass dieses Buch nicht stellvertretend für die Musikgeschichte steht. Es bietet nur geordnete Einblicke in ein riesiges, komplexes Feld.
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
Annabelle Gummersbach
Rösrath, 03.11.2018