Graf, Edi: Cookin´ All Over The World. Die Big Band der Bundeswehr präsentiert die Lieblingsgerichte ihrer Musiker – Buchloe: Obermayer, 2017. – 176 S.: zahlr. farbige Abb.
ISBN 978-3-943037-44-9 : € 19,95 (geb. mit Lesebändchen)
Immerhin eine einzige musikalische Frage wird in diesem Buch behandelt: Ob man lieber swingt oder rockt. Sonst kommt nicht einmal der Handkäs zu Wort. Das Buch ist ein Fanartikel der Bigband der Bundeswehr, in dem alle ihre Mitglieder - solche auf der Bühne und um sie herum samt ein paar Stargästen – vorgestellt werden. Natürlich mit jeweils einem Rezept und einer Beschreibung des Gerichts. Aber auch mit immer launigen Antworten zu einem bei allen rotierenden Fragenkatalog (s.o.) des blasmusikkundigen Interviewers Edi Graf, der vielen eher als Krimiautor bekannt ist. Beilage sind jede Menge bunte Fotos von zubereiteter Nahrung als auch von deren Zubereitern – sowohl bei dieser immer launigen Tätigkeit als auch im Einsatz am Arbeitsinstrument. Zwischendurch einige wenige nicht minder launige Anekdoten aus dem bunten Tourneeleben. So gesehen ist das Buch erst einmal eine Art face-book der Band. Wahre Informationen zu den sicherlich professionellen Musikern und deren musikalischem Hintergrund findet man nicht.
Aber es geht ja auch nicht zuletzt um ein Kochbuch. Der Titel verspricht eine internationale Speisekarte, das tatsächliche Menü hält dies allerdings nur teilweise und auch der imponierende Grill vom Titelbild kommt kaum zum Einsatz. Die meisten Rezepte sind eher Heimatgerichte aus dem bunten Kosmos deutscher Volksstämme, von denen die jeweiligen Bandmitglieder offensichtlich stammen. Z.B. Grüne Soße, Käsefondue, Flammkuchen, Käsespätzle, Sauerbraten, Dampfnudeln – aber auch unbekanntere lokale Spezialitäten, die es genauso wert sind probiert zu werden. Wirkliche Experimente mit Gerichten aus den Einsatzgebieten anderer Kameraden der Bundeswehr, wie Mali, Somalia, Bosnien, Afghanistan, o.ä. sind nicht dabei. Glenn Miller war immerhin noch bei den kämpfenden Truppen zu Gast. Wenn die Bigband kulinarisch ins Ausland geht, dann in bekannte sichere Drittstaaten, wie Italien, Frankreich, Indien, USA oder Vietnam – immerhin ist ein Salat aus der militärisch eher heißen Ukraine dabei.
Viele der internationalen Gerichte entstammen der Herkunft oder dem Umfeld des genauso internationalen Personals der Band. Diese stammen also wiederum von heimatlichen Herden. Offensichtlich sind die Lieblingsgerichte überall zumeist die altbekannten, oder gar jene aus der Kindheit. Auch Gäste kommen zu Wort, anders kann man sich zum Beispiel Pepe Lienhards Käsefondue, Heinos Haselnusstorte, Jiggs Whighams “Perfect” steak recipe oder Pe Werners (eine der wenigen Frauen in diesem Buch!) Zucchini -Spaghette nicht erklären.
Läßt man das launig-bunte Drumherum außer Acht und betrachtet nur die Rezeptsammlung, hat man dann doch eine appetitliche Mischung zur Auswahl. Schlicht bis kompliziert, kalt, warm, süß, pikant, flüssig, fest – von allem ist etwas dabei. Eine Sammlung realistischer Mahlzeiten ohne Gourmet-Höhenflug findet sicher dankbare Abnehmer und vor allem Nachmacher, nicht nur Insregalsteller. Die Zubereitung wird nachvollziehbar und übersichtlich beschrieben. Das Buch ist vielleicht nicht sehr herdhandlich, aber dafür gibt es ja diverse Hilfskonstruktionen.
Und habt acht:
Insgesamt wird ein breit aufgestelltes Gewürz- und Kräuterarsenal vorausgesetzt – im Einsatz praktisch immer dabei: frisch gewaschene Epauletten!
Inhaltsverzeichnis
Sebastian Kaindl
Berlin, 10.01.2018
