Edelmann, Gitta: Ludwig und die Suche nach dem Geheimcode. Ein Beethoven-Kinderkrimi. – Rheinbach: CMZ, 2016. – 108 S.: farb.- und s/w-Abb.
ISBN 978-3-87062-181-0 : € 9,95 (Brosch.)
Es ist Rosenmontag. Die Zwillinge Kathrin und Leo fangen Süßigkeiten beim Rosenmontagsumzug in Bonn, als Kathrin auf einmal ein Junge in einem Rokoko-Kostüm auffällt, der traurig wirkt. Die Geschwister sprechen ihn an. Dass diese Begegnung ihnen eine abenteuerliche Woche und ein unvergessliches Erlebnis bescheren wird, ahnt zu dieser Zeit noch niemand. Der Junge heißt Ludwig und findet sein Haus nicht mehr. Doch nicht nur das sorgt für Verwirrung, sondern auch, dass Ludwig keine Gummibärchen zu kennen scheint, die Leo ihm fröhlich anbietet. Sie beschließen, Ludwig erst einmal mit zu sich nach Hause zu nehmen, wo Leos und Kathrins Tante Tina, die im Moment an ihrer Doktorarbeit sitzt, schon auf sie wartet. „’Doktorarbeit – eine Frau?’ Ludwig scheint total verblüfft.” (S. 14) Als er seinen beiden Rettern seinen vollen Namen nennt, beginnt Kathrin zu kombinieren: Bei dem fremden Jungen handelt es sich um den jungen Ludwig van Beethoven. Sein Kostüm ist überhaupt kein Kostüm, und sein seltsam-altertümliches Verhalten ergibt nun auch einen Sinn. Doch wie kommt Beethoven auf einmal ins 21. Jahrhundert? Es muss sich um einen Zeitreisenden handeln.
Ein Rätsel gelöst und schon stehen die drei Kinder vor einem noch viel größeren Rätsel, denn Ludwig will nach Hause. Aber wie? Gemeinsam gehen sie der Sache auf den Grund und erfahren schon bald von Ludwig, dass er kurz vor seiner Zeitreise bei bei dem Uhrmacher Meister Goldmann war, um einen Brief für seinen Vater abzuholen. In seiner Werkstatt drehte er an einer selbst gebauten Rechenmaschine herum und schon fand er sich beim Rosenmontagsumzug in Bonn wieder. Glücklicherweise befinden sich die Rechenmaschine und ein kleines Notizbuch mit Gedichten in seiner Jackentasche. Laut dem kleinen Beethoven hatte Meister Goldmann ständig Gedichte vor sich hin gesagt, die unter anderem auch von dem Thema „Zeit“ handelten. Die Gedichte müssen wohl irgendwie mit Ludwigs Reise in Verbindung stehen. Verwundert aber schnell bemerken die Kinder, dass am Ende der Gedichte aus dem kleinen Notizbuch merkwürdige Zahlen stehen und sie vermuten einen Geheimcode, der Ludwig wieder nach Hause schicken kann.
Alle Strophen der Gedichte weisen auf historische Ereignisse und dazugehörige Jahreszahlen hin, die durch den Geheimcode die Lösung zu Ludwigs Zeitreise geben. So beginnt eine Museumstour durch Bonn für die drei Kinder, auf der sie die benötigten Jahreszahlen herausfinden. Gemeinsam lösen Kathrin, Leo und Ludwig das Rätsel schrittweise, doch ihre Zeit ist nicht unbegrenzt: innerhalb der nächsten fünf Tage müssen sie die Lösung gefunden haben, um Ludwig mit der Rechenmaschine wieder nach Hause schicken zu können. Kurz bevor sie endlich alle Gedichte entschlüsselt haben, wird ihnen jedoch Ludwigs Gedichtbuch von Taschendieben gestohlen. Ihnen läuft die Zeit davon. Beim Lösen des letzten Rätsels können die Kinder mit Hilfe der Polizei einen der Diebe tatsächlich fassen. In einem rasanten Wettlauf gegen die Zeit gelingt es den Kindern zum Glück auch das Büchlein noch zu finden und ihren neuen Freund Ludwig erfolgreich wieder in seine Zeit zurück reisen zu lassen. Der Abschied fällt allen dreien schwer. Ludwig hat nicht nur einen technischen und wissenschaftlichen Fortschritt von mehr als 200 Jahren kennengelernt, sondern auch eine Menge über seine Zukunft erfahren. Er sah Noten von seinen eigenen Stücken, die er noch gar nicht komponiert hatte. Dass er ein so bekannter Komponist werden würde, war ihm als Kind natürlich noch nicht bewusst.
Gitta Edelmann, geboren 1961, ist Krimi- und Kinderbuchautorin und selber ein Fan Beethovens. In Ludwig und die Suche nach dem Geheimcode verbindet sie ihre Liebe zu Musik und Museen und nimmt den Leser mit auf eine Reise von der Steinzeit, über die Mondlandung, bis hin zu Kunst der Moderne. Anders als erwartet geht es keineswegs „nur” um das Leben Beethovens. Der Leser lernt aber dennoch ein paar seiner Werke namentlich kennen und erfährt beispielsweise von seinem schlechten Verhältnis zu seinem Vater. Unterstützt werden soll die Handlung durch neun Illustrationen von Fiona Edelmann, die aber im Lesefluss völlig untergehen.
Auf kindgerechte Weise werden musikalische Fachbegriffe wie „piano” und „forte” erklärt, ohne den jungen Leser zu langweilen. Durch Edelmanns frische und ehrliche Erzählweise wird der heute weltberühmte Beethoven zu einem einfachen kleinen Jungen, der Pizza und Spaghetti liebt. Edelmanns Schreibstil vereint Alt und Neu und bildet so einen fesselnden Roman, der für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren bestens geeignet ist. Sie schreibt humorvoll und dennoch spannend. Es wird nicht nur an Musikgeschichte Interesse geweckt. So ist Ludwig und die Suche nach dem Geheimcode auch als Schullektüre für den Geschichtsunterricht zu empfehlen. Kinder, die sonst nicht so interessiert an Geschichte sind, können sicherlich animiert werden, selber einmal auf „Zeitreise” zu gehen, denn im Anhang gibt es eine Adressliste aller Museen Bonns.
Katharina Jerusalem
Köln, 03.10.2017