Rosteck, Jens: Bob Dylan. Leben Werk Wirkung. – Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2006. – 147 S.: zahlr. SW-Fotos (Suhrkamp BasisBiographie ; 18)
ISBN 3-518-18218-8 : € 7,90 (Pb.)
Statt einer Rezension könnte an dieser Stelle auch eine kurze, auf drei Worte begrenzte Aufforderung stehen: Lesen, aber schnell! Da aber die maximale Zeichenmenge ausgefüllt sein will, soll der Empfehlung auch die Begründung folgen. Dass sich die Lektüre der neuen Bob-Dylan-Biografie von Jens Rosteck lohnt, davon könnte sich jeder Leser in nur wenigen Minuten selbst ein Bild machen. Diese Zeit reicht nämlich, um die Vorzüge der in Suhrkamps noch junger BasisBiographie-Reihe als 18. Band erschienenen Veröffentlichung zu erkennen: Ein Personen- und Werkregister, eine ausführliche Bibliografie, die thematisch getrennt deutsch- und englischsprachigen Primär- und Sekundärliteratur aufführt, ein Linkregister, das über die üblichen zwei Nennungen der offiziellen Homepages hinausgeht, ein modernes Layout mit farbig abgesetzten Zitatblöcken und sinnig eingefügten Fotos, ein Vorwort, das zwar kein neues Bild Dylans entwirft, aber mit kurzen und klugen Statements den Ausnahmemusiker so überzeugend skizziert, wie man es in der Popliteratur selten findet. Auch die inhaltlich-formale Teilung des Textes in die drei Blöcke „Leben“, „Werk“ und „Wirkung“ ist klug gewählt und spiegelt so den Facettenreichtum des Künstlers und seinen Einfluss auf die populäre Kultur adäquat wider.
Doch weit über das verlegerische Konzept hinaus, ist es auch und vor allem der Textgehalt des Bandes, der überzeugt. Der Musikwissenschaftler Jens Rosteck, geschult an den Biografien so unterschiedlicher Künstler wie Paul Bowles oder Kurt Weill, weiß sich auf sinnvolle Art zu beschränken, ohne die wichtigen Stationen und Details aus Dylans Leben und Werk zu vernachlässigen. Diese Einzelteile verbindet Rosteck sprachstilistisch so geschickt, dass durchaus Bekanntes (wie sollte es bei einem Künstler wie Dylan auch anders sein?) durch die fachlich versierten Redewendungen, Umschreibungen und Interpretationen nicht als Redundanzen, sondern als gehaltvolle Informationen wahrgenommen werden. Seinen (musik-)wissenschaftlichen Hintergrund verheimlicht der Autor dabei nicht; er läuft aber auch nicht Gefahr, seine Aussagen akademisch-kryptisch zu verschleiern und sie so der Nachprüfbarkeit zu entziehen. Als besonders gelungen kann man die Werkschau im mittleren Teil des Bandes bezeichnen, in der einzelne Charakteristika aus dem unübersichtlich großem Œuvre Dylans zur Sprache gebracht werden. Hier kommt dankenswerter Weise der musikologische Background des Autors voll zum Tragen, und als Leser wünschte man sich, nicht nur eine Basis-Biografie vorliegen zu haben.
Was also bleibt, ist die Reprise der Einleitung, die angesichts des fantastischen Preis-Leistungs-Verhältnisses mit Nachdruck deklamiert werden soll: Lesen, aber schnell!
Michael Stapper
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006)