Rampe, Siegbert: Georg Philipp Telemann und seine Zeit / Mit einem Vorwort von Siegbert Rampe. – Laaber. Laaber, 2017. – 569 S.: s/w-Abb., Notenbsp. (Große Komponisten und ihre Zeit)
ISBN 978-3-89007-839-7 : € 44,80 (geb.)
Jeder, der sich ein wenig mit Musik befasst hat, kennt Telemann. Der Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs ist sicher kein unbekannter Komponist, dennoch rechtfertigt der Autor im Vorwort dessen Aufnahme in die Buchreihe der großen Komponisten mit der enormen Zahl an Kompositionen, die Telemann hinterlassen hat. Aber auch Fachleute müssen sich fragen lassen, was sie tatsächlich über ihn wissen. Denn erst zum 250. Todestag erscheint die „erste wissenschaftlich fundierte Darstellung zu Leben und Werk Georg Philipp Telemanns“, so der Klappentext. Geschrieben hat sie ein „Außenstehender“, wie Siegbert Rampe selbst über sich im Vorwort sagt, denn Telemannforscher ist er nicht, zumindest nicht bevor er mit den Arbeiten an diesem Buch begonnen hatte. Die Wissenschaftler, welche sich intensiv mit Telemann beschäftigt haben, haben zwar zumindest ein Konzept für eine Biografie vorgelegt, jedoch diese niemals verfasst.
Dieser „Außenstehende“ ist jedoch nicht irgendwer. Siegbert Rampe, Musikprofessor und Lehrer im In- und Ausland, ist bereits Verfasser und Herausgeber mehrerer Bücher, auch in der Reihe Große Komponisten und ihre Zeit, in die auch dieses Buch gehört.
Als Grundlagen dienen Rampe vor allem die vier Autobiographien sowie zahlreiche weitere Quellen, die der Autor in sauberer Kleinarbeit recherchiert und ausgewertet hat.
Das Buch beginnt – wie in dieser Reihe üblich – mit einer Chronik. Jahr für Jahr werden Ereignisse rund um Telemanns Leben und die dazugehörige Musikgeschichte aufgelistet. Allein die Chronik umfasst rund 100 Seiten entsprechend sowohl dem hohen Lebensalter Telemanns (86 Jahre), als auch der Zahl der Kompositionen und Aufführungen.
Auf den darauffolgenden 180 Seiten geht Rampe ausführlich auf die einzelnen Stationen in Telemanns Leben ein: Kindheit, Ausbildung und Studium, die Zeit als Kapellmeister in Sorau und Eisenach sowie in Frankfurt am Main und schließlich die 46 Jahre, die Telemann in Hamburg verbrachte.
Eine Betrachtung über den Nachlass und die Nachwelt schließt den Bericht ab. Ergänzt wird dieser Bericht jedoch von einem etwa 200-seitigen Anhang, der u.a. Bilder, die vier Autobiographien, ein Werkverzeichnis, eine höchst ausführliche geordnete Bibliographie sowie ein Personen- und ein Werkregister enthält.
Man glaubt kaum, dass bei einem so ausführlich recherchierten Buch immer noch Fragen offen bleiben. So können Wissenschaftler nur vermuten, dass sich Bach und Telemann aus Eisenach gekannt haben. Quellen dazu gibt es keine. Beide verband eine lebenslange Freundschaft, ja Telemann war auch Taufpate des zweiten Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel.
Das Buch ist nicht nur sauber recherchiert und wissenschaftlich fundiert, sondern es liest sich auch leicht, sodass auch durchaus musikalische Laien ihre Freude daran haben dürften.
Barbara Wolf
Heidelberg, 31. März 2017