Haydn / Hrsg. von David Wyn Jones. Anniversary Edition. – Oxford [u.a.]: Oxford University Press, 2009. – 522 S.: 3 Tafeln, 2 Tab. (Oxford Composer Companions)
ISBN 978-0-19-955452-2 : € 20,99 (Pb.)
Bis heute hat der 2002 erstmals erschienene Haydn-Companion in der Haydn-Literatur nicht seinesgleichen: Leben, Schaffen und Nachwirken des ersten Wiener Klassikers (1732–1809) werden in lexikalischer Form durch rund 700 Einzelartikel aufgeschlüsselt. Die Stichwörter reichen von „Catholicism“ und „Haydn’s wife“ bis „Iconography“ und „Reception“, von Farewell Symphony und Nelson Mass bis „Vivaldi, Antonio“ und „Mahler, Gustav“. Komponisten, Librettisten und Musiker werden ebenso mit Einträgen bedacht wie Freunde, Familienangehörige und Auftraggeber Haydns. Neben Werkgruppen und vielen einzelnen Kompositionen kommen hier auch bedeutende Forscher und wissenschaftliche Institutionen zu ihrem Artikel. Mit einem Wort: Es gibt kaum ein im Zusammenhang mit Haydn interessierendes Thema, das in diesem Lexikon nicht zur Sprache käme. Ein Werkverzeichnis und Tafeln mit Haydns Stammbaum und einer Landkarte der Haydn-Orte ergänzen das Angebot, das dieses Buch seinem dankbaren Benutzer macht. Da sich der Companion in sprachlicher Hinsicht an ein breites Publikum wendet und entsprechend verständlich geschrieben ist, dürfte er auch für hiesige Leser – die Kenntnis einiger Fachtermini vorausgesetzt – interessant sein.
Der Herausgeber, Professor an der Cardiff University und anerkannter Haydn-Forscher, hat rund 40 Autoren vorwiegend aus dem englischsprachigen Teil der Welt um sich versammelt. Längst nicht alle von ihnen kann man gleich ihm als Spezialisten für diesen Komponisten bezeichnen. Das tut der Qualität des Gebotenen aber kaum Abbruch: Was hier über Haydn zu lesen ist, ist meist gut recherchiert. Ab und an begegnen dem Leser zwar auch überholte Thesen, etwa die, dass die Feuersinfonie als Bühnenmusik mit dem Schauspiel Die Feuersbrunst aufgeführt worden sei (S. 99). Bezogen auf das Jahr der Erstveröffentlichung des Companion, geben die Artikel insgesamt jedoch mehr oder weniger den aktuellen Forschungsstand wieder.
Für die Neuauflage, die im Zusammenhang mit dem Haydn-Jahr 2009 veröffentlicht wurde, gilt die Aktualität jedoch nur mehr eingeschränkt. Zwar liest man im Vorwort, das Material sei „up-dated“, doch ist dies sehr begrenzt geschehen: Inhaltliche Aktualisierungen und Korrekturen von Fehlern kommen nur vereinzelt vor, und die Literaturangaben zu den einzelnen Artikeln wurden durchweg nicht auf den neuesten Stand gebracht. Das ist zum Beispiel beim Thema Volksliedbearbeitungen zu bedauern, da hier seit 2002 wichtige neue Literatur erschienen ist. Wie gering die Änderungen sind, erkennt man schon daran, dass der Seitenumbruch im Vergleich zur Erstauflage gleich geblieben ist. Dennoch: Mindestens bis zum Erscheinen des seit langem vom Laaber-Verlag angekündigten Haydn-Lexikons wird der Companion ein Standardwerk bleiben.
Andreas Friesenhagen
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 165f.