Wagner-Trenkwitz, Christoph: Nochmal Schwan gehabt. Anekdoten und Reminiszenzen. Mit einem löblichen Nachwort von Michael Niavarani. – Wien: Amalthea, 2015. – 304 S.: 79 Abb. (s/w u. Abb.)
ISBN 978-3-99050-011-8: € 24,95 (Hardcover; auch als e-Book)
Auf dem Cover seiner neuesten anekdotischen Ergüsse lugt Christoph Wagner-Trenkwitz (kurz: CWT) hinter einer ägyptischen Statue hervor, als Pharao verkleidet. Das lässt erahnen: Nochmal Schwan gehabt thematisiert nicht nur den Dramaturgen CWT, sondern auch denjenigen auf der Bühne, sei es als Moderator, Kabarettist oder Schauspieler. Und tatsächlich kramt er für den dritten Band seiner „Schwan“-Reihe (nach Schon geht der nächste Schwan und Schwan drüber) Anekdoten und Geschichtchen aus sämtlichen Tätigkeitsbereichen hervor. In den insgesamt neun Kapiteln greift er auf eigene und fremde Schriften und Erlebnisse zurück. Mit der ihm eigenen Selbstironie thematisiert er diesen Rekurs auf Früheres bereits im Vorwort freimütig.
Im humorvollen, gut lesbaren Schreibstil plaudert CWT aus dem Nähkästchen. Zuerst widmet er sich seiner Arbeit an der Oper und beim Opernball. Anekdoten von der Wiener Staatsoper geben Einblicke in seine dortigen Tätigkeiten und Bekanntschaften. Das sind nicht gerade wenige. Ein deutscher Leser wird nicht alle genannten Personen kennen, doch CWTs charmante Erzählweise im Volkston tröstet über manches Fragezeichen hinweg. Gleiches gilt für die Episoden beim Wiener Opernball. Den moderiert er seit 15 Jahren gemeinsam mit Journalist und Herausgeber Karl Hohenlohe – nicht zuletzt deshalb hat er in Österreich inzwischen auch Bekanntheit außerhalb der Theaterszene erlangt. Er berichtet von „Hoppalas“ (Pannen) und verwertet Scherze aus seinen Moderationstätigkeiten. Einige davon stammen ebenso wenig von ihm wie die im folgenden Kapitel aufgeführten Schüttelreime. Immerhin: Er zollt den Urhebern Tribut.
Danach widmet sich CWT Komödienaufführungen, bei denen er auf der Bühne stand – für Leser ohne Bezug zu den Stücken etwas zu ausführlich beschrieben – und seiner Arbeit als Dramaturg. Diese Einblicke konzentrieren sich hauptsächlich auf eine von ihm neu angefertigte Übersetzung des Offenbach’schen Pariser Leben. Hier wäre mehr Inhalt möglich gewesen. Es folgen Texte aus seinen Kabarett- und Rundfunktätigkeiten in den 80-er Jahren und gesammelte Schülerweisheiten (auf Englisch) zum Thema Musik, die laut auflachen lassen. Eine detaillierte Rückschau auf die Produktionen des Sommertheaters Haag, die seit 2013 und somit unter CWTs Intendanz entstanden, und „Autobiografische Splitter und andere Trümmer“ beschließen das Buch. Das „löbliche Nachwort“ gibt die Laudatio seines Freundes Michael Niavarani wieder, die dieser anlässlich der Verleihung des Dienstordens des Landes Wien auf ihn gehalten hat.
Nochmal Schwan ist keine musikwissenschaftliche Fachliteratur, sondern substanzielle Unterhaltung für Szenekenner. Deutschen Lesern entgeht sicherlich die eine oder andere Pointe; nichtsdestotrotz liefert Christoph Wagner-Trenkwitz auch ihnen eine genüsslich-unterhaltsam Lektüre.
Claudia Thieße
Potsdam, den 11.02.2016