Dahlström, Fabian: Jean Sibelius. Thematisch-bibliographisches Verzeichnis seiner Werke. - Wiesbaden [u.a.]: Breitkopf und Härtel, 2003. – XLVII, 768 S.: Ill., zahlr. Noten; Text dt., engl. und finn. -
ISBN 978-3-7651-0333-9 : € 178.00 [Stand 2004] jetzt 196,00 (geb; fadengeh.)
Jean Sibelius (1865-1957) hat nach seinem langen Leben ein umfangreiches Oeuvre hinterlassen, das seit 1996 von der Universitätsbibliothek Helsinki, der Sibelius-Gesellschaft Finnland und dem Verlag Breitkopf & Härtel in einer zur Zeit auf 52 Bände veranschlagten Gesamtausgabe (JSW) in neun Abteilungen herausgegeben wird. Editionsleiter der Sibelius-Gesamtausgabe war von 1996-2000 Fabian Dahlström, und er ist auch der Verfasser des in enger Zusammenarbeit mit dieser entstandenen frisch erschienenen Sibelius-Werkverzeichnisses.
Verzeichnisse der Werke von Jean Sibelius gibt es seit mehr als hundert Jahren, das älteste aus dem Jahr 1896 stammt vom Komponisten selbst. Aber alle bisherigen waren unvollständig. Viele Werke von Sibelius existieren in unterschiedlichen Fassungen, die erst seit kurzem wieder bekannt sind. Nachdem die Familie Sibelius im Jahr 1982 den Nachlaß an die Universitätsbibliothek Helsinki übergeben hatte, eröffneten sich für die Forschung neue Möglichkeiten. Auch das bereits 1987 erschienene Verzeichnis des Verfassers wertete ebenso wie das 1991 bei Breitkopf & Härtel erschienene Verzeichnis Die Musikhandschriften von Jean Sibelius in der Universitätsbibliothek Helsinki von Kari Kilpeläinen dieses neue Material aus. Durch das vorliegende Werkverzeichnis sind beide Publikationen in einigen Details überholt (S. VII).
Das Werkverzeichnis ist in deutscher Sprache verfasst, Vorwort, Einleitung und Hinweise zur Benutzung zusätzlich in Englisch und Finnisch. (S. VII-XLII). Etwas mühselig ist hier, dass diese kleinen Kapitel jeweils einzeln übersetzt wurden und sich mit den anderssprachigen abwechseln, also nicht in einer Sprache hintereinander stehen. Das erfordert unnötige Blätterei. Die Werkbeschreibungen enthalten die Kategorien Numerierung nach Opuszahl bzw. JS-Nummer – Werktitel (standardisiert) und Besetzung - Alternativtitel (hier die wichtigsten Übersetzungen deutsch, englisch, französisch) – Notenincipits (bei größer besetzten Werken nur die wichtigsten Stimmen mit Angabe der Gesamtzahl der Takte und Dauer des Werks bzw. des einzelnen Satzes – Besetzung – Text – Entstehungszeit und –ort; – Zur Entstehung – Erstaufführung – Erste Schallplattenaufnahme - Zur Interpretation – Autograph(e) – Kopien von fremder Hand - Handexemplare (gedruckte Exemplare mit autographen Zusätzen des Komponisten – Zur Herausgabe – Erstausgabe – Weitere Ausgaben und fremde Bearbeitungen – Literatur. Selbstverständlich sind dieses Rubriken nur dann aufgeführt, wenn relevante Informationen vorhanden sind.
Der Katalog selbst umfasst zwei große Kapitel, 116 (117) Werke oder Werkzyklen geordnet nach der Opuszahl, die ihnen Sibelius selbst gegeben hat und solche, denen Sibelius keine Opuszahl gegeben hat. Diese sind von Dahlström bereits 1990 mit den Werknummern JS 1-225 alphabetisch geordnet worden, die Zählung wurde bald von den finnischen Bibliotheken übernommen, sodaß man sie beibehalten hat.
Problematisch bei letzteren Werken ist die Titelvergabe. Viele der Stücke sind ohne Bezeichnung erhalten und erhalten jetzt von Dahlström die Tonart als Titel. Dies führt nun bei der Katalogisierung zu Missverständnissen. So hat der Pianist Folke Gräsbeck seit Mitte der neunziger Jahre bislang nicht edierte Stücke von Sibelius eingespielt und diesen eigene Titel gegeben, die sich von den JS-Titeln unterscheiden (S. 655ff). Auf diese Problematik der Einheitssachtitel hat Heikki Poroila von der Stadtbibliothek Vantaa (Finland) bereits im Mai 2004 in der IAML-Mailinglist hingewiesen. Er empfiehlt seinen Leitfaden zu den EST von Sibelius’ Werken; aktuelle Fassung als web edition (2.0) 2012 im PDF-format. Der Katalog ist nur in finnischer Sprache, Einleitung und Erläuterungen aber auch auf Englisch.
Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Runenmelodien, Skizzen, Entwürfen, Fragmenten, kurzen Übungstücke, etc. Es gibt ein Systematisches Werkverzeichnis, eine Chronologische Übersicht (1881-1957), ein Verzeichnis der Opuszahlen (mit der Historie ihrer Zuordnung; Sibelius änderte die Numerierung mehrfach), eine umfangreiche Bibliographie, ein Register der Werke und Textanfänge (incl. der Alternativtitel) sowie ein Personenregister. Die einzelnen Seiten haben Kopftitel, was den Überblick erleichtert. Zudem ist der Band, der bei größerer Schrifttype sicher auf den Umfang des Schumann-Werkverzeichnisses gekommen wäre, vorsorglich direkt mit zwei Lesebändchen ausgestattet worden.
Das Sibelius-Werkverzeichnis wurde im März 2004 auf der Musikmesse in Frankfurt mit dem Deutschen Musikeditionspreis in der Kategorie Musikwissenschaftliches Sachbuch ausgezeichnet.
Das Sibelius-Werkverzeichnis gehört als Standardwerk in jede Musikbibliothek!
Jutta Lambrecht
aktualis. Fassung der in FM 25 (2004) erschienenen Rez.