Eisenburger, Doris: Ein Amerikaner in Paris. Sinfonische Dichtung von George Gershwin / Text u. Bilder von Doris Eisenburger. – Wien: Betz, 2015. – 27 S : Ill., 1 Audio-CD
ISBN 978-3-219-11617-5 : € 19,95 (geb.)
Gelungen! Der Mut der Illustratorin Doris Eisenburger, ihr nächstes Buch gleich selbst zu schreiben, sollte preisgekrönt werden. Oder mindestens viele Kinder und Eltern erfreuen! Dieses Buch hat die Eingängigkeit eines Klassikers.
Doris Eisenburger ist eine herausragende Illustratorin in Deutschland. 16 Musikbilderbücher im Betz-Verlag tragen ihre Handschrift. Die Bilder, noch mit Pinsel und Farbe auf Aquarellpapier gemalt, sind unverwechselbar, detailgetreu und gleichen einem farbenreichen Gemälde.
Über Gershwin gibt es keine nennenswerten Kinderbücher. Wie genial von der Autorin, ein so geeignetes Musikstück auszuwählen und für Kinder zugänglich zu machen. Sie verzichtet in ihrem Buch auf die für den Betz-Verlag bekannten biografischen Zeittafeln. Ihre Erzählung bildet gleichsam den biographischen Hintergrund der Entstehungsgeschichte des weltberühmten Werkes. George Gershwin (1898–1937) komponierte bei seinem Paris-Besuch 1928 in Hotelzimmern und an Mietklavieren An American in Paris.
Mit der Musik stellt sich Doris Eisenburger die Handlung vor und formuliert taktgenau Geschehnisse und Begebenheiten wie bei einer Filmmusik. Unaufdringlich unterstreicht sie in ihrer Erzählung mit musikalischen Begriffen, wie die Musik Stimmungen und Wirkungen erzeugt. Die Instrumente spielen im Fortlauf der Handlung eine entscheidende Rolle. Wer sich auf das Betrachten der herrlichen Illustrationen einlässt, findet auf jeder Seite Musiker mit ihren gerade im Text vorgestellten Instrumenten. “In den Posaunen und anderen Blechbläsern hören wir den Trubel auf dem Platz” (S. 12).
Auf Seite 20 bestimmt ein kleiner Hund das Schicksal und prompt beginnt man das Buch von vorne anzuschauen mit der Frage: War dieser Hund schon die ganze Zeit da?
Was stellt sich Doris Eisenburger denn nun so vor? Der Komponist, der auf jeder Seite unverkennbar wie George Gershwin selbst im eleganten Anzug des gleichnamigen Films aussieht, kommt im Frühling mit der Lokomotive in Paris an und lässt sich sofort auf das quirlige Leben der pulsierenden Stadt ein. Er genießt neben dem Großstadt-Flair das Gefühl von Freiheit und Weite. Auf dem Montmartre sieht er eine wunderschöne Mademoiselle, mit der er charmant durch die Stadt bummelt. Sie schlendern an bekannten Sehenswürdigkeiten vorbei und verlieben sich immer mehr ineinander. Paris als Stadt der Liebenden macht seinem Namen alle Ehre. Bis plötzlich dieser Hund die Harmonie unterbricht.
Der Höhepunkt ist die großartige Musik des Naxos-Labels auf beiliegender CD mit abgestimmten Tracks zum Buch und ein zweites Mal als 20-minütiger Track des gesamten Werkes. Das Finale, die Überraschung schlechthin, ist eine Aufklappseite mit dem Eifelturm mit sagenhaften 92 cm Länge!
Der Dirigent Serge Koussevitzky sagte über Gershwin: “Seine Musik ist wie eine seltene schöne Blume.” Dieses Vermächtnis konnte nur eine Künstlerin wie Doris Eisenburger wiedergeben.
Nicht nur für Kinder ab 5 Jahren.
Cortina Wuthe
Berlin, 19.05.2015