Herfurtner, Rudolf : Orpheus und Eurydike. Die Oper von Christoph Willibald Gluck zum Libretto von Ranieri de’ Calzabigi / mit Bildern von Anette Bley. – Wien [u.a.]: Betz, 2014. – 29 S.: Ill., 1 Audio-CD. (Das musikalische Bilderbuch)
ISBN 978-3-219-11575-8 : € 19,95 (geb.)
“Da hört Orpheus eine wundervolle Melodie. Sie kommt aus einem Felsspalt, durch den ein Licht wie im Frühling herausfällt.” Wenn Rudolf Herfurtner die Musik in sein Erzählen einbezieht, zaubert er den Göttern gleich eine Atmosphäre herbei, die für Leser jeden Alters mitreißend und faszinierend ist. Rudolf Herfurtner und Anette Bley haben sich für ihr siebentes gemeinsames Buch Zeit gelassen (2012 erschien Die Entführung aus dem Serail. Die Oper von Wolfgang Amadeus Mozart). Auch diesem Werk merkt man die Sorgfalt, die Detailtreue und die Freude beider an ihrer Arbeit an.
So mag sich der Leser und Zuhörer gemütlich hinsetzen, dieses wundersame Buch aufschlagen, die CD mit Ausschnitten der Oper einlegen und sich wie durch eine Galerie in eine andere Welt entführen lassen.
Rudolf Herfurtner wählt seit jeher mit erfahrener Hand Opern für die Reihe Das musikalische Bilderbuch aus, die für Kinder gänzlich ungeeignet erscheinen. Zu Beginn dieses Buches erklärt er mit schlichten Worten, wie es zu der 1762 uraufgeführten Oper Orpheus und Eurydike gekommen ist, deren Komponist in diesem Jahr anlässlich seines 300. Geburtstages von der Musikwelt gewürdigt wurde.
Orpheus, der musizierende und singende Sohn des Liebesgottes Apoll, erwidert die Liebe der allerliebsten Nymphe Eurydike. Das Glück währt nur kurz, als Eurydice während der Hochzeitsfeier durch einen Schlangenbiss zu Tode kommt. Orpheus begehrt auf und will sein Schicksal nicht annehmen. Die Götter gestatten ihm ein einziges Mal, des Gesetz des Todes außer Kraft zu setzen und Eurydike aus dem Totenreich zurückzuholen. Die Bedingung, die Geliebte bei der Rettungsaktion nicht ansehen zu dürfen, erweist sich als unerfüllbar. Doch der Komponist Christoph Willibald Gluck und sein Textbuchschreiber veränderten dieses traurige Ende in ein glückliches Finale.
In Zeiten phantastischer Geschichten lassen sich Kinder von Furien, Monstern, Gespenstern und dem dreiköpfigen Höllenhund sicherlich nicht erschrecken. Anette Bley hat sämtliche Fabelwesen schön gruselig märchenhaft dargestellt. Die Hingabe der Illustratorin an den Stoff, die Umsetzung ihrer üppigen, nie kitschigen Fantasie in stimmungsvolle Gemälde mag Kinder sofort zum Verkleiden und Nachspielen einladen. Bilder und Text gewinnen durch das gleichzeitige Hören der Musik, die der Geschichte mit ihrer Harmonie Wärme und zusätzliche Spannung verleiht. An Stellen wie auf S. 13 krachen Blitz und Donner ganz ordentlich.
Die Vokalausschnitte der CD, eine Übernahme des Naxos-Label, sind italienisch gesungen.
Noch für Schüler der 6. Klasse dürfte dieses Buch mit dem Stoff aus dem alten Griechenland für den Geschichtsunterricht spannend sein. Für alle, die sich zum Zugreifen einladen lassen, wird es ein göttlich schönes Lese- und Hörerlebnis! Für Kinder ab 6 Jahren
Cortina Wuthe
Berlin, 23.11.2014