Wagner-Trenkwitz, Christoph: Durch die Hand der Schönheit. Richard Strauss und Wien.– Wien: Kremayr & Scheriau, 2014. – 304 S.: Abb.
ISBN 978-3-218-00911-9 : € 24,00 (Hardcover)
Das pünktlich zum 150. Geburtstag von Richard Strauss vorgelegte Buch ist nur auf den ersten Blick eine Neuerscheinung. Bereits 1999 ist es erstmalig erschienen, die einzige, aber gewichtige Änderung gegenüber der ersten Ausgabe ist die komplette Ergänzung der Aufführungschronologie der Strauss-Opern in Wien. Der Autor war zeitweiliger Chefdramaturg der Wiener Staatsoper, inzwischen bekleidet er diese Position an der Wiener Volksoper. Der optimale Zugang zu den Quellen dieses Buches war also gewährleistet.
Wagner-Trenkwitz versteht es, den naturgemäß vielen Zahlen und Statistiken des Textes auch viele darüber hinausgehende Details hinzuzufügen. Die Beziehungen des Komponisten zu Wien waren tatsächlich vielfältiger Art, seine künstlerische Tätigkeit in der Donaumetropole keineswegs nur auf die Wiener Staatsoper beschränkt. Bereits 1882 konzertierte der gerade einmal Achtzehnjährige in der Stadt, in der er später wesentliche Jahre seines Lebens verbringen sollte. In späteren Jahren ist vor allem seine Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern von Bedeutung, Strauss war Zeit seines Lebens ja auch und vor allem als Dirigent erfolgreich. Breiten Raum nimmt die Schilderung der Doppel-Direktion der Wiener Staatsoper von 1924 bis 1925 mit dem Dirigenten-Kollegen Franz Schalk ein. Der Autor kann sich hier auf Korrespondenzen stützen, die dieses wechselhafte Verhältnis und den absehbaren Bruch der Co-Direktoren anschaulich schildern.
Der Titel des Buches, ein Zitat aus Strauss‘ Oper Arabella wirkt ein wenig bemüht, ist aber wohl der Tatsache geschuldet, dass bereits 1949 ein Buch Richard Strauss in Wien von Roland Tenschert erschienen ist, auf das sich Wagner-Trenkwitz auch bezieht. Da die große, ultimative Richard-Strauss-Biographie immer noch auf einen Autor wartet, sind Einzeldarstellungen biographischer Aspekte umso wertvoller, zumal der Autor im vorliegenden Fall sein Thema tatsächlich sehr umfangreich und erschöpfend auslotet. Interessante familiäre Details werden erwähnt, so zum Beispiel die Tatsache, dass Strauss‘ einziger Sohn Franz in Wien heiratete und dort vorübergehend seinen Hauptwohnsitz nahm. Auch die Geschichte des schlossähnlichen Anwesens, das Strauss sich in Wien bauen ließ, wird anschaulich geschildert.
Von größtem dokumentarischem Wert ist aber wohl die akribisch aufgelistete Dirigenten-Tätigkeit von Strauss, unterteilt in Opern- und Konzertauftritte. In jedem Fall sind auch die Namen der jeweiligen Solisten angegeben. Eine Statistik der Strauss-Aufführungen in Wien insgesamt und an allen Häusern sowie ein umfangreiches Quellenverzeichnis und Register schließen den Band, der auch interessantes Bildmaterial enthält, ab.
Für den Liebhaber Strauss’scher Werke, aber auch für die Wissenschaft ein wichtiger Beitrag zur Richard-Strauss-Forschung.
Peter Sommeregger
Berlin, 10.10.2014