Lindemann, Stefan: Marketing und Management für Musikpädagogen. – 3. erw. u. aktual. Aufl. – Kassel: Bosse, 2014 – 168 S.: zahlr. Abb.
ISBN 978-3-7649-2676-2 : € 19,90 (Pb.)
Mit der Neuauflage (1. Aufl. 2002) von Marketing und Management für Musikpädagogen füllt der Komponist, Musiker und Diplom-Musikpädagoge Stefan Lindemann eine gravierende Lücke in der deutschen Studienausbildung zum Instrumental- und Vokalpädagogen: Die Ausbildung in unternehmerischem Denken und Handeln, die eine freiberufliche Existenz als Musiker oder Musiklehrkraft zwangsläufig mit sich bringt.
Auch wenn heute das Fach Musikmanagement an vielen Hochschulen als eigener Studiengang (meist jedoch im Zusammenhang mit Musikproduktion) angeboten wird, so gehören die Bereiche der Unterrichts- und Selbstorganisation in der Regel nicht in die zentralen Modulinhalte musikpädagogischer Studiengänge.
Mit seiner, in vielen Aspekten stark aktualisierten und erweiterten Publikation (z. B. in Bezug auf die Abbildungen, Grafiken sowie die Einbindung neuer Themenbereiche wie z. B. Zielgruppenbestimmung) vermittelt Lindemann nicht nur grundlegendes theoretisches Hintergrundwissen, sondern gibt vor allem auch vielfältige praxisnahe Anregungen, die er aus seiner eigenen Berufserfahrung und der von Kollegen ableitet.
Im Zentrum der Publikation stehen die nicht-künstlerischen und nicht-pädagogischen Anteile einer freiberuflichen Musikerzieher-Existenz. Entsprechend zieht sich das bewusst unternehmerische Denken wie ein roter Faden durch die einzelnen Kapitel, in denen jeweils unterschiedliche Aspekte thematisiert werden.
Die sehr verständliche Schreibweise, in welcher der Autor die teilweise komplizierten Sachverhalte auch mithilfe von Abbildungen darstellt und erläutert, machen das Buch zu einem sehr nützlichen Ratgeber, den man entweder ganz oder auch auszugsweise lesen kann. Bereits das Inhaltsverzeichnis bietet hier eine gute Übersicht über die einzelnen Teile, Kapitel und Unterkapitel, auf die man schnell zugreifen kann.
Die Tatsache, dass sich Instrumental- und Vokalpädagogen vorwiegend ausschließlich als Künstler und Pädagogen verstehen und dabei vergessen, dass sie gleichzeitig auch Unternehmer sind, steht im Zentrum des Einführungsteils. Hier spricht der Autor einen wesentlichen Konflikt von Musiklehrkräften an, nämlich ihr teilweise unklares Selbstverständnis als Musiker, Pädagoge und Unternehmer, bei dem die Verhältnisse immer wieder neu ausgehandelt werden müssen und bei denen der unternehmerische Aspekt meist unterschätzt wird. Es folgt ein umfangreicher Teil zur Selbstorganisation, in dem z. B. die professionelle und differenzierte Ausarbeitung eines Produktprofils und die hiermit einhergehenden Kern- und Zusatzleistungen näher beleuchtet werden. Weitere Schwerpunkte sind die Themenbereiche Verträge, Honorare und Versicherungen. Der Leser erhält hier wertvolle Tipps z. B. bezüglich der Ausgestaltung des Unterrichtsvertrags, der Honorarfindung sowie der Rechtfertigung von Honorarerhöhungen. Auch die vergleichende Darstellung und Kommentierung verschiedener Versicherungen verschaffen dem interessierten Leser schnell einen Zugang und Überblick zu Themen, die für eine freiberufliche Existenz von großer Bedeutung sind (z. B. Altersvorsorge).
Im dritten Teil behandelt Lindemann ausführlich den Bereich „Kunde und Kommunikation“. Im Vordergrund stehen Marketing- und Werbestrategien (Kundensuche, Geschäftsanbahnung etc.) sowie auch die mit der Kundensuche verbundene Definition der soziologischen Zielgruppe, die der Autor mit dem Sinus-Milieu-Modell sinnvoll veranschaulicht. Der Hinweis auf die unterschiedlichen Wertvorstellungen, die je nach Milieu zum Teil erheblich differieren, dürfte für Privatmusikerzieher von oberster Bedeutung sein. Nur so können überhaupt wirksame Werbestrategien entwickelt und die Sinnhaftigkeit des Unterrichts entsprechend vermittelt werden. Als hilfreich erweisen sich auch Lindemanns Praxistipps für den Umgang mit Standardkonflikten wie z. B. Unterrichtsausfall, Zahlungsverzug und Kündigungen, denen durch eine durchdachte Vertragsgestaltung vorgebeugt werden kann.
Die zahlreichen Abbildungen, mit denen der Autor die verschiedenen Sachverhalte in den einzelnen Kapiteln veranschaulicht, sowie der abschließende Anhang mit einigen sehr nützlichen Dokumenten wie Übersichten und Mustervorlagen, bieten eine sinnvolle Orientierung bei der täglichen Arbeit als freischaffender Musikpädagoge. Auch wenn sich Lindemann in erster Linie an Privatmusikerzieher richtet, so erhalten auch interessierte Musikpädagogen, die im Angestellten– oder auch Beamtenverhältnis arbeiten, in diesem Buch wertvolle Anregungen, um ihre Außendarstellung und Wertigkeit des eigenen Unterrichts zu verbessern.
Fazit: Ein sehr nützlicher und gut lesbarer Ratgeber, der nicht nur sehr gut recherchiert, sondern auch in verständlicher Form aufbereitet ist, und den man nicht nur Instrumental- und Vokalpädagogen wärmstens empfehlen kann!
Annette Ziegenmeyer
Ahrensburg, 06.10.2014