Theo Hirsbrunner: Maurice Ravel und seine Zeit [Jürgen Schaarwächter]

Hirsbrunner, Theo: Maurice Ravel und seine Zeit. – 2., erweit. und überarb. Aufl. – Laaber: Laaber, 2014. – 351 S.: s/w-Abb., Notenbeisp. (Große Komponisten und ihre Zeit).
ISBN 978-3-89007-253-1 : € 34,80 (geb.)

Die Werbemaschinerie des Laaber-Verlages verschweigt, dass es sich bei dem vorliegenden Band fast vollständig um eine nahezu unveränderte 2. Auflage von Theo Hirsbrunners Maurice Ravel: Sein Leben • Sein Werk von 1989 handelt; es ist dem Verlag nicht einmal gelungen, Theo Hirsbrunners Lebensleistung auf dem Buchrücken angemessen zu würdigen – selbst Wikipedia weiß zu vermelden, dass der Schweizer Musikschriftsteller 2010 79-jährig verstarb. Von 1981 bis 1995 legte er für Laaber insgesamt sechs Bücher zur Musik in Frankreich vor. Seine Publikation zu Ravel ist ausgesprochen gut lesbar, bleibt aber in jedweder Hinsicht für heutige Verhältnisse viel zu stark an der Oberfläche und teilweise regelrecht sträflich unvollständig. Eine Auswahl an Hauptwerken wird separat betrachtet, doch bleiben auch diese Einlassungen teilweise extrem äußerlich – über die Klavierkonzerte oder Don Quixote à Dulcinée beispielsweise informiert man sich besser anderswo, ebenso über die kleineren, abseitigen Werke. Doch auch Werke wie das Streichquartett oder das Klaviertrio finden im Grunde keinen Platz – und gerade in einer Reihe wie Große Komponisten und ihre Zeit darf man eine stilistische und historische Einordnung und einen Vergleich zu den Zeitgenossen nicht nur erwarten, sondern auch fordern.
Gerade mit Blick auf die neue Standardpublikation zu Ravel (von Roger Nichols, Yale University Press, 2011 erschienen) wirkt Hirsbrunners Buch heute deutlich in die Jahre gekommen. Natürlich konnte Hirsbrunner Nicholls‘ Arbeit nicht mehr berücksichtigen, doch wenn Hirsbrunners neue Ausgabe erst jetzt erscheint, ist kaum zu entschuldigen, dass der Band auch in der „Auswahlbibliographie“ fehlt; eine genauere Betrachtung derselben erweist jedoch, dass dies nicht die einzige empfindliche Lücke ist, vielmehr eine ganze Reihe nachhaltig wichtiger Publikationen fehlt. So haben wir zwar ein gut lesbares und insgesamt eine passable Einführung bietendes Buch, das aber nur Auftakt sein kann zur Lektüre anderer Publikationen. Die Abbildungen entsprechen vollständig jenen der ersten Auflage, nur sind sie in minderer Qualität abgedruckt. Claudia Kolodziejs Chronik, wie sie ja zur Reihe Große Komponisten und ihre Zeit gehört, ist herzlich beliebig und legt viel zu wenig Fokus auf den Komponisten und die ihn unmittelbar berührende Umgebung. Doch da dies im ganzen Buch der Fall ist, fällt auch dieses Manko schlussendlich kaum mehr besonders ins Gewicht.

Jürgen Schaarwächter
Karlsruhe, 03.03.2014

 

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