Lessing, Erich: Joseph Haydn und seine Zeit in Bildern. Mit Beitr. von Johann Christoph Allmayer-Beck u. Rudolf Klein. – Wien: Lesethek, 2009. – 256 S.: 220 farb. Abb.
ISBN 978-3-99100-001-3 : € 39,90 (kart.)
Der Fotograf Erich Lessing greift in seine persönliche Schatztruhe und präsentiert ein breites Spektrum farbenfroher Abbildungen, die dem Betrachter die Kulturgeschichte, historische Zusammenhänge, das musikalische Leben und Wirken und viele andere Aspekte der dargestellten Zeit verdeutlichen. Die Zeitreise beginnt in Rohrau, nahe Wien gelegen, dem Geburtsort Haydns, und geht von Wien aus zunächst nach Esterház, dem berühmtesten Wohnsitz des Kultur liebenden Fürsten Nikolaus Esterhazy. Dort hielt dieser sich die etwas anderen Lakaien, die, die für den Ohrenschmaus zuständig waren und denen Joseph Haydn dienstbeflissen die schönsten Leckereien zur geneigten Darbietung komponierte. Das lange Leben Joseph Haydns überspannt einen historisch überaus interessanten Bogen. Die Musik ist der Anlass der Veröffentlichung, doch die Geschichte nimmt von dem Buch Besitz. Wie auch nicht, waren es doch zu dieser Zeit die Großen der Geschichte, die sich die Großen der Musikgeschichte an die Seite zu stellen in der Lage waren. Neben den ausdrucksvollen Bildern eines Haydn, Mozart, Beethoven sind es vor allem die Regierenden Österreichs und Preußens, die hier herausragen. Das Leben an sich und die historischen Ereignisse im Besonderen sind in Ölgemälden, Stichen, Figurinen, Wandteppichen, den ausladenden Schlössern und Parks und dergleichen ausführlich präsentiert. Kleine Textbeigaben versuchen zu erläutern, was los ist in diesen Bildern. Sehr knapp werden zumeist die Namen der Abgebildeten, das historische Ereignis oder eine übergeordnete Darstellung erläutert. Ansonsten säumen Zitate den Ritt durch die Geschichte. So sagt z. B. J. Haydn: „Ich bin mit vielen Kaisern, Königen und vielen großen Herren umgegangen, und habe manches Schmeichelhafte von ihnen gehört. Aber auf einem vertraulichen Fuß will ich mit solchen Personen nicht leben, und ich halte mich lieber zu Leuten von meinem Stande.“ (S. 130) Durch die Beiträge der bereits verstorbenen Autoren wird deutlicher, wie es sich mit den dargestellten Begebenheiten verhalten hat. Um den vollen Genuss dieser Veröffentlichung zu erreichen, helfen tiefer gehende Vorkenntnisse. Sind diese (noch) nicht vorhanden, wird der Betrachter sicherlich neugierig werden und mehr wissen wollen über die hier nur angerissenen Zusammenhänge. Ein heroisches Ergebnis dieser geschmackvollen Bemühung. Wie viele Museen würden wohl zu besichtigen sein, bis man diese Fülle schönster Gegenstände genießen könnte. Lessing macht’s möglich. Doch die Neugierde auf die Originale dürfte geweckt sein. Im Anhang befindet sich eine genaue Listung und Zuordnung der Abbildungen. Ein wunderbares Geschenk gibt diese farbenfrohe, schwergewichtige und leicht verdauliche Veröffentlichung auf alle Fälle ab.
Bettina von Seyfried
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009), S. 345