Georg Friedrich Händel und seine Zeit / Hrsg. von Siegbert Rampe. – Laaber: Laaber, 2009. – 387 S.: s/w-Abb., Notenbsp. (Große Komponisten und ihre Zeit)
ISBN 978-3-921518-93-9 : € 37,80 (geb.)
Nachdem bereits zu Beginn des Jahres eine Rezension zu diesem Buch in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK erschienen ist, legen wir zur Weihnachtszeit noch einmal nach, um sicher zu gehen, dass dieses Buch nicht übersehen wird… Die Ankündigung auf dem Rücken-Cover, es handele sich um eine der wichtigsten Veröffentlichungen zum Händel-Jahr, macht neugierig: Biografie und Würdigung seiner Werke stehen „im Mittelpunkt der Darstellung verschiedener prominenter Händel-Experten. Dieser Band versteht sich als eine der wichtigsten Veröffentlichungen zum Händel-Jahr 2009. “Es handelt sich laut Vorwort um die erste umfassende biografische Händel-Publikation seit einem halben Jahrhundert. Mein erster kritischer Gedanke galt der noch nicht allzu alten Neuauflage der MGG, die diesen Anspruch ebenfalls erhebt, wurde aber gleich zunichte gemacht: Der MGG-Artikel wurde von seinem Autor, dem ausgewiesenen Händel-Spezialisten Hans Joachim Marx, neu überarbeitet und aktualisiert und zum Kernstück des vorliegenden Buches erhoben.
Das Buch repräsentiert einen Zwischenstand der aktuellen Forschung: Die wichtigsten biografischen Händelzeugnisse sind eingebettet in einen vielschichtigen historischen, sozialen und quellengeschichtlichen sowie musikalischen Kontext.
Ist im ersten Teil des Buches das Leben und Werk Händels als Gesamtbild beleuchtet, behandelt der zweite Händels musikalische Ausbildung bzw. das musikalische und persönliche Verhältnis zu anderen Musikern.
Am Anfang steht eine ausführliche Chronik, in der für jedes Lebensjahr Händels die wichtigsten kulturellen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Ereignisse zusammengefasst sind. Diese ergänzt die ausführlichen biografischen Ausführungen von Marx ebenso wie der Beitrag von Terence Best über die Überlieferung der Werke.
Im zweiten Teil des Buches kommen neben dem Herausgeber Siegbert Rampe noch John H. Roberts, Alfred Mann und Silke Leopold zu Wort. Sie legen Forschungsergebnisse zu Händels Lehrern, italienischen Vorbildern und Kollegen vor, und Rampe wagt sogar einen Vergleich der Werke von Bach und Händel, was Silke Leopold im vorangehenden Kapitel als „Unsinn“ bezeichnet hatte. Doch ist es wissenschaftlich fair und sinnvoll, beide Standpunkte im selben Buch zu veröffentlichen und so die Diskussion wachzuhalten. Ebenso hoch ist es dem Herausgeber anzurechnen, dass er mit Spannung darauf wartet, dieses Buch sehr bald, und nicht erst wieder in einem halben Jahrhundert, durch neue Forschungsergebnisse überholt zu sehen.
Versehen mit einem ausführlichen Personenregister, einer detaillierten Bibliografie, einem aktuellen Werkverzeichnis sowie einem ausführlichen Anhang mit Illustrationen, ist dieses Buch musikwissenschaftlich wohl tatsächlich als die umfangreichste und fundierteste Publikation des Händel-Jahres 2009 anzusehen. Ein Muss für wissenschaftliche Bibliotheken, ein Gewinn für öffentliche und unverzichtbar für alle Händel-Freunde. Sofern es jenen noch fehlen sollte, ein höchst überfälliges Weihnachtsgeschenk!
Barbara Wolf
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009, S. )