Stangel, Peter: Oboe & Co. oder: Was macht das Horn im Wald? Die Instrumente stellen sich vor / Ill. von Cornelia von Seidlein. – 2. Aufl. – München: Horncastle, 2012. – 55 S.: Abb., 1 Audio-CD, 1 Poster
ISBN 978-3-938822-35-7 : € 16,99 (geb.)
Aha! “Die Gambe spielt nur selten im Orchester, so wie die Großtante auch nicht jeden Tag zu Besuch kommt.” (S. 9)
So klingt die Sprache des Dirigenten, Komponisten und Autors Peter Stangel. Ein einfacher Satz, ganz kindgerecht, mit einer bildhaften Metapher und mit einer erstaunlichen Information. Das Finden dieser schlüssigen und fröhlichen Formulierungen setzt große Erfahrung in der Arbeit mit Kindern voraus.
Peter Stangel hat mit dem kleinsten Sinfonieorchester, der Münchner Taschenphilharmonie, die ZEIT-Kinder-Klassik-Edition auf 13 CDs Große Musik für kleine Hörer eingespielt und dafür den Leopold-Medienpreis erhalten. Nachdem er 2011 mit dem Förderpreis der internationalen Bodensee-Konferenz für Kulturvermittlung ausgezeichnet wurde, startete er das bundesweite Bildungsprojekt Kli(c)k (Klassik in die Kitas). Im Rahmen dieses Projektes ist gemeinsam mit der Stiftung Zuhören und dem Horncastle-Verlag dieses bisher nie dagewesene Kindersachbuch entstanden.
Oboe & Co stellt die Orchesterinstrumente in ihrer Spiel- und Bauweise und in ihrer Klangfarbe vor. Nach dem Inhaltsverzeichnis startet Peter Stangel aber nicht ohne die Beantwortung der Frage: Was ist ein Orchester? Er gliedert sein Buch in die vier Instrumentenfamilien Streicher, Holz- und Blechbläser und Schlaginstrumente. Jeder Familie wird ein Kapitel gewidmet, wobei jedes Instrument – außer der Violine – auf einer Doppelseite vorgestellt wird. Nach der Harfe, die zu keiner Familie gehört, wird dankenswerterweise dem Dirigenten und dem Konzerterlebnis ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Typografie, die exzellente Bindung und das Format des Buches (23 x 23 cm) sind durch prägnante Schlichtheit eine Augenweide. Wirkungsvoll werden im Text drei Farben und zwei Schrifttypen zuzüglich kursiver Schreibweise verwendet. Ein farbiges Aha-Kästchen hebt auf jeder Seite besonders ausgefallene Erklärungen hervor: “Das Noten-Buch eines Dirigenten heißt nicht Stimme, sondern Partitur.” (S. 52) Das weiß nicht einmal jeder Jugendliche.
Die Münchner Grafikerin und Illustratorin Cornelia von Seidlein hat mit ihren dezenten unverwechselbaren Collagen ausdrucksstarke Bilder beigesteuert, die auf jeder Seite einen Musiker mit seinem Instrument in Aktion zeigen. Die wichtigsten Teile des Instrumentes sind beschriftet, so dass sogar Erwachsene Überraschendes erfahren werden.
Auf der CD stellt Peter Stangel selbst die Instrumente vor. Die Taschenphilharmonie musiziert. Der Text ist anders und kürzer als der des Buches. Stangel spricht so, wie man sich ihn als Autor vorstellt, sympathisch und einprägsam. “Jetzt hört ihr ein Stück von Johann Sebastian Bach, bei der die Flöte gute Laune hat.” (Track 18). Seine Mission bringt durchweg Freude, denn die Auswahl der treffend kurzen klassischen Musikstücke von Mozart bis Ravel ist mitreißend. Die Trackliste ist präzise, allerdings ohne Angabe der Laufzeit. Das beigefügte Poster eignet sich spielerisch zum Zeigen und Vertiefen des Gelesenen. Die Suche nach dem auf dem Buchdeckel angepriesenen Ausschneidebogen endete auf der Verlagseite www.horncastle-verlag.de. Er kostet zusätzlich 9,99€. Nebenbei findet man hier den Bestellbutton der Sonderausgabe für Institutionen zum Stückpreis für 9,99€ oder den des noch immer günstigen Komplettpaketes für 23,99€.
Pfiffige Kinder ab 4 Jahren werden dem Vorgelesenen und der CD gerne zuhören. In Kindergärten und Grundschulen wird das sofort einsetzbare Buch die pädagogische Musikvermittlung für Kinder von 5 – 10 Jahren sehr erleichtern. Eltern, die mit ihren Kindern das erste Konzert besuchen, sei es sehr empfohlen – auch als ausgefallenes Weihnachtsgeschenk. In Bibliotheken wird es zukünftig zum Grundbestand gehören.
Peter Stangel hätte für diese Arbeit einen weiteren Preis verdient. Zum Schluss seines Buches kündigt er an: “Und wenn es euch interessiert, dann machen wir ein zweites Buch, in dem all die anderen Instrumente beschrieben sind!” Ja, bitte!
Ach so! Was macht denn nun eigentlich das Horn im Wald? Das steht auf Seite 36.
Cortina Wuthe
Berlin, 04.12.2012