MacDonald, Bruno: Luftgitarre und wie man (sie) richtig rockt / Aus dem Engl. von Michael Sailer. – Hamburg: Möwig, 2012. – 79 S.: farb. Ill.
ISBN 978-3-86803-512-4 : € 9,95 (geb.)
Titel der amerik. Originalausg.: Air Guitar – A User´s Guide
Die Musik andere machen lassen und doch ein musikalisches Lebensgefühl auf der Bühne vermitteln – das gönnen sich Dirigenten, aber auch Instrumenten-Pantomimen, wobei besonders das Spiel der Luftgitarre schon fest etabliert ist. Natürlich geht es um die Rockgitarre. Selten sonst ist die Attitüde, ein Instrument zu halten und sich mit ihm zu bewegen, derart Teil der Musik geworden. Umso mehr kann man die nötige Fingerfertigkeit bei der Luftgitarre vernachlässigen und sich auf die Körpersprache konzentrieren. Und die lernt man anhand dieses Büchleins – wie es selbst verspricht. Und damit ist der Leser schon mittendrin in der dazugehörigen Ambivalenz zwischen Selbstironie und musikalischer Leidenschaft.
Im quadratisch handlichen Format (18x18cm) kann man einerseits frei herumblättern. Die Texte sind kurz und die sperrig-coole Diktion der Eindeutschung könnte schon wieder ein bewußter Seitenhieb auf einschlägige Magazine sein. Genauso wie das munter variierende Layout und die vielen Illustrationen in flächenhaft bunter Comic-Manier (es wird kein Graphiker benannt – wenn es nicht gar der Autor selbst ist, der schon viel zur Rock- und Popkultur herausgegeben und verfasst hat). Als zumeist Portraits von Gitarrenhelden haben sie dennoch einen erheblichen Wiedererkennungswert. Also einmal ein buntes Bilderlesebuch. Vielleicht so für den Nachwuchs gedacht, der in die Kunst der zumeist Altvorderen hineinschnuppern kann und ein umfassendes Kompendium über die Stars des Gitarrenrock und ihre Hits erhält – als Ausgangspunkt für mehr.
Für die Ambitionierten hat das Buch auch eine klare Struktur, nach der man systematisch vorgehen kann. Die Einleitung bietet Tips zur mentalen, körperlichen, modischen Grundeinstellung bis zu Hilfsmitteln wie Tennisschlägern oder Besen. Dann werden diverse Posen, meist benannt nach mit ihnen verbundenen Stars, mit Bewegungsablauf, Entstehungsgeschichte, Botschaft und dafür geeigneten Songs vorgestellt. Im nächsten Abschnitt werden eine Reihe von Hits empfohlen oder vor ihnen gewarnt. Audiophil korrekt datiert und zugeordnet, kommentiert und mit einem passenden Zitat versehen. Ein geschickt geleitetes, tiefes Eintauchen in die Welt der Rockmusik. Zum Schluß noch ein Hinweis auf die entsprechenden Wettbewerbe.
Das ganze Buch durchzieht konsequent ein coaching für die “Tus” und “Lass es”. Ganz konkret: für die Jüngeren wird z.B. auf Risiken beim Hantieren mit Feuer und Rauch, für die Altrocker immer wieder auf orthopädische Risiken hingewiesen. Das Fazit ist szenemäßig vorhersehbar: daß man im Grunde tun muß, was der Rocker in einem tun muß – und wenn auch besser hinter geschlossener Tür. Ein intelligenter Spaß!
Sebastian Kaindl
Berlin, 05.08.2012