Wicke, Peter: Rock und Pop. Von Elvis Presley bis Lady Gaga. – München: C. H. Beck, 2011. – 128 S. (C. H. Beck Wissen)
ISBN 978-3-406-62131-4 : € 8,95 (kart.; auch als e-book erhältl.)
Den Leser „anspruchsvoll, knapp und kompetent“ zu informieren – so lautet, nach eigener Aussage des Verlages, die Maxime der Reihe C. H. Beck Wissen. Bisher thematisch mehr der ernsten Musik verbunden, erweitert sie nun ihr Repertoire mit dem Buch Rock und Pop. Von Elvis Presley bis Lady Gaga. Autor ist Peter Wicke, Professor für Theorie und Geschichte der populären Musik. Er widmet sich in acht Kapiteln der Entwicklung der Rock- und Popmusik ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts und stellt dabei den sozialwissenschaftlichen Kontext der Musik und ihrer meist jugendlichen Hörer in den Mittelpunkt. Den Beatles-Song Revolution nimmt er als Ausgangspunkt für die Frage, inwiefern Popmusik revolutionär war bzw. ist.
Zunächst betrachtet Wicke die populärmusikalische Entwicklung, die durch den Kulturwandel nach dem 2. Weltkrieg initiiert wurde, chronologisch: Während der Rock’n’Roll mit seinen Leitbildern wie Elvis Presley von den USA aus die Welt erobert, verbreitet sich die Beatmusic der Beatles von Europa aus. Mit dem Vietnamkrieg und der 68er-Revolte findet die Popmusik schließlich ihre politische Funktion und ein neues Zielpublikum (die Studenten).
Nach Abebben der revolutionären Stimmung kehrt zwar wieder Routine in das Musikbusiness ein; doch suchen die jungen Hörer weiterhin nach sozialem Realismus in der Musik. Ihre unterschiedlichen Lebensumstände führen zu unterschiedlichen Ansprüchen an die Musik, die ihr Lebensgefühl ausdrücken soll – Subkulturen entstehen. Deren Stilpluralismus (z. B. Heavy Metal, Punk, Hip Hop) führt zu einer Gleichzeitigkeit verschiedener Musikrichtungen, die keine chronologische Ordnung mehr zulässt. Wicke gibt diese deshalb auf und wendet sich oft vergessenen, aber dennoch wichtigen Aspekten des Business zu, nämlich den Musikstudios und Plattenlabels. Der Wandel in der Musikproduktion korrespondiert mit einem veränderten Anspruch an Plattenaufnahmen: Zunächst als reine Wiedergabe der Live-Auftritte gedacht, werden immer mehr Songs gezielt für das Studio geschrieben. Hier ist das Experimentieren mit Technik möglich, das allmählich in den Vordergrund rückt und die Subkulturen Dance, House und Techno beherrscht.
Im Epilog weist der Autor auf aktuelle Entwicklungen im Mainstream hin, die von Internetportalen und Massen an neuen Songs geprägt sind. Heute steht kaum mehr das Lied oder der Künstler im Mittelpunkt, sondern dessen Vermarktung.
Wicke spannt geschickt den Bogen von den 50er Jahren bis in die Gegenwart. Er verwendet einen anspruchsvollen, aber nicht zu wissenschaftlichen Schreibstil. Die mehrseitige Bibliographie am Ende komplettiert ein fachkundiges und anregendes Buch, das einen gelungenen Einstieg in die Popmusikgeschichte liefert. Einmal mehr hat die Beck’sche Reihe ihr selbst gesetztes Ziel erreicht.
Claudia Thieße
Frankfurt, 17.02.2012