Zier, O.P.: Mordsonate. Roman. – Salzburg: Residenz, 2010. – 406 S.
ISBN 978-3-7017-1554-1 : € 22,90 (geb.)
Der Autor, geboren im Pongau im Land Salzburg als Othmar Peter Zierlinger, ist in Österreich kein Unbekannter. Er arbeitet für Zeitschriften, Hörfunk und Fernsehen und veröffentlichte Erzählungen und Romane, in denen er gerne satirisch-gesellschaftskritisch die Zustände und Machenschaften in der österreichischen Provinz beleuchtet. Dafür erhielt er mehrere Literaturpreise. Mordsonate ist sein fünfter Roman.
Zu Beginn der Lektüre ist man ein paarmal versucht, das Buch wieder wegzulegen. Der Sprachstil erscheint wenig subtil, manchmal fast trivial. Allzu eindimensional und klischeehaft wirken zunächst auch die Figuren: hier ein unangepasster, einzelgängerischer Kommissar, natürlich aufrechter Sozialdemokrat, dort ein unsympathischer Vorstandsdirektor eines Energiekonzerns und Mitglied der „Feschistenpartei“, dazu ein Haufen skrupelloser konservativer Politiker. Selbstverständlich darf auch die Medienschelte nicht fehlen. Erst ab dem zweiten Kapitel, genannt „zweiter Satz“ (die „Mordsonate“ hat drei Sätze!) nimmt die Handlung an Fahrt auf, dann aber stetig.
Worum geht es? Der erst kürzlich von Linz nach Salzburg versetzte Chefinspektor hat zunächst nicht viel zu tun. Einziger Aufreger in den Medien sind Mozarts weiße Lacktränen auf dem berühmten Denkmal von Schwanthaler, die wahlweise als Dummejungenstreich oder als Kunstaktion interpretiert werden. Doch dann ist plötzlich ein musikalisch hochbegabtes Mädchen verschwunden, das mit Mozarts Klaviersonate KV 457 am Finale eines internationalen Klavierwettbewerbs hätte teilnehmen sollen. Rasch fällt der Verdacht auf den krankhaft ehrgeizigen Vater einer zwar fleißigen, aber nicht überdurchschnittlich begabten Klavierschülerin, die in der Rangliste um die Teilnahme am Wettbewerb den zweiten Platz einnimmt. Es ist kein Geringerer als der besagte Vorstandsdirektor. Hat er das Klavierwunderkind entführt, um seiner Tochter den Weg freizumachen? Aber dann tauchen nach und nach an verschiedenen Stellen der Stadt die abgehackten Finger des ermordeten Kindes auf. Die fieberhafte Suche nach dem Psychopathen beginnt … Immer mehr wird der Leser in die Geschichte hineingezogen, mehrmals glaubt er zu wissen, wer der Täter ist, um dann doch wieder auf eine falsche Fährte gelockt zu werden. Zusätzlich Salz in die Suppe gestreut wird durch die Liebesgeschichte zwischen dem Kommissar und der attraktiven Klavierprofessorin. Alles in allem ist das dramaturgisch schon ziemlich spannend aufgebaut, und spätestens bei der furiosen Auflösung ist man mit dem Buch versöhnt.
Fazit: Wer einen Roman von hoher literarischer und psychologischer Kunstfertigkeit erwartet, wird sicher enttäuscht sein. Wer jedoch zur Entspannung gerne einen gut erzählten Plot mit Elementen aus Krimi, Liebesgeschichte und Gesellschaftsroman liest, der ist mit der „Mordsonate“ gut bedient.
Verena Funtenberger
Essen, 12.01.2012