Geck, Martin: Richard Wagner. – Reinbeck bei Hamburg : Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2004. – 188 S. (rororo Monographien)
ISBN 3-499 50661-0 : € 8,50 (Pb.)
Richard Wagner war einer der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Auch heute noch hat die Gestalt des Bayreuther Meisters nichts von ihrer Faszination verloren. Allein das Leben des Komponisten hat zahlreichen Autoren den Stoff für mehr oder weniger dicke Bücher geliefert. Angesichts der Vielzahl von Wagner–Biographien kann man fragen, ob die jetzt bei Rowohlt erschienene Monographie Richard Wagner von Martin Geck nicht eigentlich überflüssig ist. Dieses schmale Bändchen, das die 1959 erschienene Wagner–Monographie von Hans Mayer ablösen soll, vereinigt in sich eine kurze Wiedergabe von Wagners Leben, „Diskussionen ums Werk“, eine Zeittafel sowie Zeugnisse von Zeitgenossen Wagners und Nachgeborener. Garniert wird das ganze durch zahlreiche Bilder und Photographien, die in kurzen Zwischentexten kommentiert werden.
Für Geck „verbirgt der Klangkörper von Wagners Musik ein Gewebe, dessen Zellen ein Universum spätbürgerlicher Befindlichkeit gespeichert haben. Wagner – das sind wir selbst“. Eine interessante Ausgangsthese, die leider im weiteren Verlauf des Buches weder weiterverfolgt geschweige denn näher begründet wird. Auch sonst mutet insbesondere der nur 137 Seiten umfasssende biographische Teil dieser Veröffentlichung eher problematisch an. Gecks nicht sehr umfangreiche Darstellung des wild bewegten Lebens Wagners wirkt manchmal unausgegoren, ist lückenhaft und leicht oberflächlich. Über manche wichtige Station in Wagners Leben geht der Autor allzu schnell hinweg. So hätte man sich zum Beispiel Wagners erste Zeit als Kapellmeister in Bad Lauchstädt und Magdeburg, seine Aufenthalte in Königsberg und Riga sowie die anschließende Flucht über das Meer ausführlicher gewünscht. Nicht so recht deutlich wird auch, wie Wagner seine erste Frau, Minna, kennengelernt hat. Manch andere bedeutsame Ereignisse in Wagners Biographie werden zwar erwähnt, aber nur geringfügig ausgeleuchtet. Einige wichtige Personen, wie beispielsweise Carrie Pringle und Abraham Möller, hält Geck nicht einmal einer Erwähnung für würdig. Darüber hinaus enthält das Buch einige vermeidbare Fehler und Flüchtigkeiten. So war die Wagner begeisternde Pariser Juli-Revolution nicht 1832, sondern 1830. Minna Wagner starb nicht an einem akuten Lungenödem, sondern an einem Herzschlag. Bühnenbildner des ersten Bayreuther Ring des Nibelungen war nicht Josef Hoffmann, sondern die Gebrüder Max und Gotthold Brückner. Hier hätte man doch wohl etwas bessere Recherchearbeit des Autors erwarten dürfen.
Nicht sehr tiefschürfend ist auch der zweite Teil des Bandes, in dem der Autor einige rezeptionelle Ansätze zu den Musikdramen Wagners liefert und auch kurz auf den Antisemitismus des Komponisten eingeht. Insgesamt haben wir es hier mit einem die Anschaffung nicht unbedingt lohnenden Buch zu tun. Es stehen zum selben Thema genügend andere, bessere Publikationen zur Auswahl.
Ludwig Steinbach
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 26 (2005), S. 267f.