César Franck im Kontext. Epoche, Werk und Wirkung / Hrsg. von Christiane Strucken-Paland und Ralph Paland. – Köln: Dohr, 2009 – 207 S.: s/w-Abb., Notenbsp., Tab.
ISBN 978-3-936655-70-4 : € 24,90 (geb.)
César Auguste Jean Guillaume Hubert Franck (1822–1890) ist dem durchschnittlichen Musikliebhaber vermutlich als Schöpfer üppig dimensionierter und ebenso üppig registrierter Orgelwerke vertraut. Der ein oder andere ist vielleicht mit seiner d-Moll-Symphonie, seiner Kammermusik oder seinem Oratorium Les Béatitudes in Berührung gekommen. Das Werk und die Wirkung dieses Musikers, der erst als Titular-Organist der Pariser Kirche St. Clothilde und erfolgreicher Lehrer reüssierte, nachdem sich eine Karriere als erfolgreicher Pianist und Komponist nicht einstellen wollte, sind bisher bestenfalls einseitig, nämlich für die Orgelmusik, untersucht worden. Christiane Strucken- Paland und Ralph Paland, beide Organisten und Musikwissenschaftler, haben im vorliegenden Buch zehn Beiträge zum Symposion „César Franck – Das Orgelwerk im Schaffenskontext“, das 2008 stattfand, gesammelt und herausgegeben. Die Beiträge informieren unter anderem über Francks Werdegang (Kurt Lueders, Paris), seine Pariser Organistenkollegen (Hermann J. Busch, Siegen) und seinen Einfluss auf seinen Schüler Charles Tournemire (Stefan Keym, Leipzig). Die Wechselwirkungen von Orgelmusik und Symphonik im Franckschen Werk werden von Fabian Kolb (Köln) und Christiane Strucken-Paland (Köln) untersucht, erstens am Beispiel der d-Moll- Symphonie, wobei auch die Einflüsse von Beethoven und Liszt berücksichtigt werden, zweitens an der Grande pièce symphonique op. 17 für Orgel. Welche Folgen das für die Instrumentierung hatte, beschreibt Peter Jost (München). Besonderes Augenmerk richten Martin Kaltenecker (Paris), Ralph Paland (Köln) und Franz Michael Maier (Berlin) auf die Rezeption der Franckschen Musik, wobei Paland sich auf die Ursachen für das Schwinden der Bedeutung Francks im 20. Jahrhundert konzentriert. Maier lenkt den Blick auf die Arbeitsweise von Marcel Proust, der sein Erleben bei der Aufführung von Francks Violinsonate zum einen beschreibt, zum anderen in seinen Roman À la recherche du temps perdu einbringt, und vergleicht die literarische Vorgehensweise mit der musikalischen von Franck. Alle Beiträge sind großzügig mit Notenbeispielen, Abbildungen und Tabellen versehen, ganz zu schweigen von Fußnoten. Im Anhang findet sich ein Register der Musikwerke César Francks sowie ein Personen- und Werkregister, den Abschluss bildet ein Autorenverzeichnis.
Die Herausgeber beschränken sich auf den Abdruck der Beiträge, eine Chronologie zu Leben und Werk von Franck, Literaturhinweise oder eine Diskographie zur eigenständigen Beschäftigung mit diesem Komponisten fallen unter die Rubrik wünschenswert. So ist dieses Buch erfahrenen Lesern zu empfehlen, die sich speziell mit den oben genannten Themen der Beiträge weiter auseinandersetzen wollen.
Marianne Noeske
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 349