Glenn Plaskin: Horowitz. Eine Biografie

Plaskin, Glenn: Horowitz. Eine Biografie. / Aus dem Engl. übersetzt von Werner Pfister. Erw. Neuausg. – Mainz: Schott, 2009. – 509 S.: s/w-Abb. (Serie Musik)
ISBN 978-3-254-08269-5 : € 17,95 (Pb.)

Als 1983 das 50jährige Jubiläum von Vladimir Horowitz‘ (1903–1989) Amerikadebüt begangen wurde, war das der Anlass für den Pianisten und Journalisten Glenn Plaskin, eine bisher fehlende, ausführliche Biografie des schon zu Lebzeiten legendären Künstlers vorzulegen. Zu Horowitz’ zwanzigstem Todestag ist nun bei Schott eine erweiterte Neuausgabe dieser Biographie erschienen, die der Zürcher Kulturjournalist Werner Pfister übersetzt hat. Plaskin zeichnet dank seiner überaus gründlichen Recherche die Stationen von Horowitz’ Karriere minutiös nach, behält aber bei aller Bewunderung durchgehend eine kritische Distanz zu Horowitz, wenn er persönliche Eigenheiten schildert. Dabei lässt er Horowitz’ Kollegen, Mitarbeiter und Verwandte zu Wort kommen, zum Beispiel seinen Manager Peter Gelb: „Horowitz war kindisch, charmant, reizend, manchmal auch naiv und wahnsinnig egoistisch…“ (S. 403) und zeigt seine unerwarteten Seiten. So war Horowitz nicht nur sehr empfindlich, sondern auch wirtschaftlich sehr erfolgreich. Insgesamt entsteht ein sehr genaues Bild von der Persönlichkeit des eigenwilligen Künstlers Horowitz, das weder seine Homosexualität noch seine destruktiven Seiten ausblendet. Darüber hinaus gewährt Plaskin wiederholt tiefe Einblicke in die Maschinerie der Musikindustrie, welchen Strapazen die reisenden Künstler ausgesetzt waren, welchen Ertrag sie erwarten konnten, und wie Horowitz sich seine hohen Gagen ertrotzt hat. Zwar hatte Horowitz nur eine Handvoll Schüler, aber durch die Berichte der Schüler bekommt der Leser unerwartete Auskünfte über seine Klaviertechnik. Natürlich bleibt Plaskin auch keine Information über Horowitz’ künstlerische Entwicklung schuldig, wie er seine Programmauswahl erarbeitete, was ihm beim Musizieren wichtig war und welche Hindernisse er zu überwinden hatte, seine überragende Technik letztlich in den Dienst der Musik zu stellen.
Im Anhang befinden sich die zahlreichen Anmerkungen, 26 eng bedruckte Seiten Diskografie „in knapper Form“ (S. 473) – nebst einem Verweis auf die im Internet bereit gestellte Diskografie – und ein gemeinsames Personen- und Sachregister. Etwas ärgerlich ist das winzige Druckbild des Textes, und gelegentlich finden sich ungeschickt übersetzte Passagen. Im Ganzen ist Plaskins Biografie ein rundherum interessantes Buch, das jedem, der sich für Klaviermusik interessiert, zu empfehlen ist.

Marianne Noeske
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 272f.

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