Rinckiana – Festschrift aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Christian-Heinrich-Rinck-Gesellschaft / Hrsg. von Christoph Dohr – Köln: Dohr, 2006. – 160 S.: Ill., Notenbeisp.
ISBN 3-936655-41-3 u. 978-3-936655-41-4 : € 9,80 (geb.)
Der Komponist Johann Christian Heinrich Rinck (18.02.1770–07.08.1846), der zu seinen Lebzeiten als „Rheinischer Bach“ gepriesen wurde, ist heutzutage allenfalls noch neugierigen Organisten ein Begriff. Diesem Übelstand abzuhelfen, wurde 1996 anlässlich Rincks 150. Todestag die Christian-Heinrich-Rinck-Gesellschaft (wieder-)gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, sein umfangreiches kompositorisches und musikpädagogisches Schaffen einer breiten Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. An diesem Vorhaben ist der Kölner Musikwissenschaftler und Verleger Christoph Dohr maßgeblich beteiligt, ist doch ein großer Teil der Rinckschen Werke in seinem Verlag wieder oder gar erstmals erschienen.
In der Festschrift wird Rinck zunächst vom Herausgeber in einem modifizierten Artikel der MGG2 vorgestellt. Eine ausführliche Arbeit von Karl Dienst, die fast ein Drittel der ganzen Festschrift einnimmt, beschäftigt sich mit den administrativen und pädagogischen Aufgaben, die Rinck als Gießener Stadtorganist zu erfüllen hatte. Dienst ist Theologe und Kirchenhistoriker, in seiner Dienstzeit war er Pfarrer in Gießen und Leiter der Schulabteilung der evangelischen Kirche in Hessen-Nassau. Er gibt interessante Einblicke in die Geschichte der Lehrerausbildung im 19. Jahrhundert.
Der Organist Peter Brusius steuert eine Übersicht über Choralbearbeitungen des 19. Jahrhunderts bei, in der er das Gewicht auf die Komponisten legt, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Bernd Genz, ebenfalls Organist, stellt nicht nur die Arbeiten von Rinck vor, die dieser während seines Unterrichts beim Bachschüler Johann Christian Kittel in Erfurt anzufertigen hatte, sondern zeigt auch die Auswirkungen dieses Unterrichtes in Rincks Orgelwerk.
Das für die Festschrift leicht gekürzte Vorwort von Christoph Dohr zur Erstausgabe der Drei Sestetti für Horn, Klarinette, respektive Oboe, Violine, Viola, Violoncello und Cembalo geht auf die Verwendungsmöglichkeiten dieses Werkes ein, das zwar in Rincks Autobiographie aufgeführt, aber bisher nicht publiziert worden ist. Kurze Impressionen vom Umgang mit Rincks Klaviermusik steuern der Kölner Pianist Oliver Drechsel und Christoph Dohr bei. Der Leser bekommt mit diesem Buch ein faszinierendes Konzert an Aufsätzen, Eindrücken und Berichten rund um Johann Christian Heinrich Rinck in die Hand, das auf keinen Fall nur den Orgelspezialisten bekannt sein sollte.
Marianne Noeske
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 28 (2007), S. 182f.