Egner, Eugen: Die Tagebücher des W.A. Mozart / Sprecher: Herbert Feuerstein. – Köln: Random House Audio, 2005
ISBN 3-86604-088-1 u. 978-3-86604-088-5 : € 19,95 (CD: 57 min)
Wenn unsere Nachfahren in einigen Jahrhunderten auf einen zerfledderten Band oder auf ein wodurch und wie auch immer erhaltenes Tondokument von Mozarts Tagebüchern stoßen – ich gehe jede Wette ein, dass sie den Fund zunächst für authentisch halten und die Musikgeschichte umschreiben wollen! Eugen Egner, ausgezeichnet mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, hat seinen bereits 1998 gemachten „Fund“ so aufbereitet, dass man tatsächlich glaubt, die Aufzeichnungen stammten aus der Feder des Meisters selbst.
Aber was muß der entsetzte Leser und Hörer erfahren? Zum einen, dass „Der Herr Papa insistiret darauf das ein musickus […] tagbuch führet“, „Ich aber wüst nicht was ich schreiben sollte.“ (28.02.1769), und so ist der größte Teil seiner Eintragungen der Verdauung, dem Saufen und Herumhängen im Wirtshaus oder seinem Weltschmerz gewidmet („Am Nachmittage Beethoven um Gift angegangen, der aber stellte sich taub.“) Viel schlimmer ist aber die Erkenntnis, dass alle Werke des Meisters nicht von diesem selbst, sondern von seiner Schwester Nannerl geradezu aus dem Ärmel geschüttelt wurden: „Das Nannerl hat mir die Don Juan-Oper hingeschmirt“ (31.07.1787) Wer wäre für die Umsetzung dieses literarischen Kleinods in eine Hörbuchfassung besser geeignet als der Kabarettist und Mozart-Kenner Herbert Feuerstein? Feuerstein gibt nicht nur die Eintragungen im perfekten Mozart-Duktus wieder, sondern singt auch und spielt Cembalo dazu. Egner selbst hat das ausführliche Booklet unübertrefflich illustriert. Das sogar mehrfache Anhören der CD hat seinerzeit nachweisbar zur Rekonvaleszenz der damals bettlägerigen Rezensentin geführt!
Jutta Lambrecht
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006), S. 417f.