Endepols, Michael: Bob Dylan von A bis Z. - Stuttgart: Reclam, 2011. – 165 S.
ISBN 978-3-020225-8 : € 8,95 (Pb.)
Wer, verführt durch den Titel „Bob Dylan von A bis Z,“ hier ein sämtliche Details zu Leben und Wirken des Singer-Songwriters umfassendes Kompendium erwartet, wird ebenso rasch wie irritiert seinen Irrtum feststellen, sobald er das eher überschaubare Büchlein in Händen hält. Wirkliche Enttäuschung dürfte jedoch kaum aufkommen. In 56 ebenso willkürlich wie subjektiv ausgewählten, originellen Abschnitten – ungleichmäßig auf die Buchstaben des Alphabets verteilt – nähert sich Michael Endepols, seines Zeichens Germanist und Filmhistoriker, der vielschichtigen Persönlichkeit des Rockpoeten Dylan. Etwas chaotisch, aber durchaus informativ zeichnet Endepols von „Awopbopaloobop Alopbamboom“ bis „Zehn Songs“ ein Bild des mehrfach für den Nobelpreis nominierten Bob Dylan. Dabei stößt man auf durchaus unerwartete Zwischenstationen: die Schlagworte „Kinderschreck“ und „Quälgeist“ etwa finden sich neben Begriffen, die fast zwangsläufig Teil der Publikation werden mussten („Judas“); all dies versehen mit Querverweisen. Erfreulich mutig war es dabei vom Autor, den Abschnitt über Joan Baez, die trotz oder vielleicht gerade wegen ihres nicht zu unterschätzenden Einflusses auf Dylans frühe Karriere den Status eines Hassobjektes unter beträchtlichen Teilen seiner Fangemeinde einnimmt („Baez-Bashing“, S. 9), als längsten des gesamten Buches zu verfassen. Das Gesamtergebnis ist eine Dylan-Publikation der etwas anderen Art: kurzweilig, durchaus manchmal mit einem frechen Augenzwinkern verfasst, dabei aber nie respektlos und schon allein durch den formal bedingten Perspektivwechsel nicht ohne Erkenntniswert.
Belege in Form von Fußnoten sucht man hier vergebens; in dieser Hinsicht orientiert sich Endepols konsequent an der Lexikographie. Unter der anschließenden Rubrik „Zum Weiterlesen“ findet sich jedoch ausgewählte fortführende Literatur; und sollte man bei der Lektüre nach etwas Konkretem suchen anstatt sich einfach treiben zu lassen, so erleichtern die voneinander getrennten Register für Personen sowie Song- und Plattentitel die Orientierung. Endepols Annäherung an Bob Dylan, deren einzige Illustration in einem kurzen Peanuts-Comicstrip besteht, ist vor allem für schon etwas „fortgeschrittene“ LeserInnen zu empfehlen, die bereits biographische Grundkenntnisse zu Dylan haben und Endepols Selektion aus einem umfangreichen Gebiet als gelegentlich anekdotische, kurzweilige Ergänzung wertschätzen können.
Michaela Krucsay
Leoben, 05.08.2011