Bert Alexander Petzold: George Gershwin. Rhapsody in Blue [Barbara Schmidt]

Bert Alexander Petzold: George Gershwin. Rhapsody in Blue. Ein modernes Musikexperiment / Ill.: Katarzyna Surman-Pusz. – Leipzig: Amor, 2022. – 32 S.: farb. Ill., 1 Audio-CD. (GROSSE KLASSIK kinderleicht. Die ZEIT-Edition)
ISBN 978-3-98587-305-0 : € 18,00 (geb.), ab 5 J.

Ein Kinderbuch über Gershwin und sein vermutlich berühmtestes Werk? Das macht neugierig und erinnert die Rezensentin an das „Gershwin-Experiment“, ein bundesweites Education-Projekt der ARD von 2015 für SchülerInnen.

George Gershwin (1898–1937) wächst in Brooklyn/New York mit seinen Geschwistern Ira, Arthur und Frances in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Eltern Rose und Moshe Gershowitz sind Anfang des 20. Jahrhunderts aus Sankt Petersburg nach New York immigriert.

Wie der Titel sagt, steht neben der Biografie Gershwins die Entstehung und Aufführung von Rhapsody in Blue im Mittelpunkt. Auch komplexe Themen wie die Anfeindung der Juden in Russland oder Gershwins früher Tod kommen kindgerecht zur Sprache.
Bert Alexander Petzold erzählt die Geschichte in mehreren Episoden, wie George Gershwin, vom Bandleader und Orchesterdirektor Paul Whiteman (1890–1967) beauftragt, seine Rhapsody in Blue in nur drei Wochen schrieb, denn das Konzert war bereits vorher angekündigt worden! Die Orchestrierung übernahm Whitemans Arrangeur Ferde Gofré (1892–1972). Gershwin spielte letztlich den Klavier-Solopart improvisierend selbst bei der Uraufführung, weil er keine Noten dafür hatte.

Gershwin verbindet in seinem, wie der Untertitel es vorwegnimmt, „modernen Musikexperiment“, mehrere Stile. Geprägt durch den energiegeladenen Mix von europäischer Kunstmusik und afroamerikanischer Jazzmusik, wird das Werk Teil einer neuen amerikanischen Musikidentität. Die Rhapsody reflektiert den Schmelztiegel New York und seine musikalischen Einflüsse durch Emigranten aus vielen Teilen der Erde. Die bunten, modernen Illustrationen von Katarzyna Surman-Pusz im Werbeplakat-Stil kreieren die Atmosphäre des Aufbruchs in den 1920er Jahren in New York und passen perfekt dazu.

Am Ende des Buchs ist die Biografie von George Gershwin auf einer Seite zusammengefasst.
Dem Buch liegt eine Audio-CD (Laufzeit: 41 Minuten) bei, auf der Ausschnitte aus der Musik Rhapsody in Blue und die Buchtexte gesprochen zu hören sind. Sprecher Luca Zamperoni liest die Geschichte einfühlsam, versetzt mit Musikausschnitten und Geräuschen. InterpretInnen der Audioaufnahme sind Cécile Ousset (Klavier) und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter der Leitung von Sir Neville Mariner.

Die beliebten Musikbilderbücher aus dem Annette Betz Verlag, die es bereits seit über 20 Jahren gibt, dominierten bisher diese Nische des Buchmarkts. Die 2022 neu vorgestellte Reihe mit insgesamt fünf Musikbüchern aus dem Amor-Verlag (als Kooperation mit der ZEIT), ursprünglich ein reiner Hörbuch-Verlag, stellt eine schöne Ergänzung dar. Laut Petzold[1] sollen die Medien der Serie „GROSSE KLASSIK kinderleicht“ die Fantasie von Kindern anregen und Beschäftigung mit Niveau bieten, gleichzeitig zur Entschleunigung beitragen, vgl. aus der gleichen Reihe Clara Schumann. Die fünf Hörbücher sind auch als Box (ohne Bücher) zusammen erhältlich.

Die Kombination stimmiger Texte mit atmosphärischen Illustrationen spricht zusammen mit dem Hörspiel die Kinder auf mehreren Sinnesebenen an. Mit George Gerswhin wurde ein für Kindermedien bisher ungewöhnlicher Protagonist gewählt. Auf der Verlagswebsite ist an der einen Stelle die Altersempfehlung ab 4 Jahren angegeben, im Begleittext jedoch ab 5 Jahren. Letzteres scheint passender. Das Buch mit CD ist sicher auch für ältere Kinder und Erwachsene interessant, die sich gerne mit Gershwins Musik beschäftigen werden. Achtung: Ohrwurm-Gefahr!

Barbara Schmidt
München, 19.03.2023

[1] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/aufgefallen/podcast-aufgefallen-grosse-klassik-kinderleicht-100.html

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