Werner-Jensen, Arnold: Oper intern. Berufsalltag vor und hinter den Kulissen. Überarb. und erw. Neuausgabe. – Mainz: Schott, 2010. – 202 S.: s/w-Abb.
ISBN 978-3.254-08210-7 : € 12,95 (Pb.)
Fast dreißig Jahre nach der ersten Ausgabe hat der Verlag Arnold Werner-Jensens Sachbuch über die Arbeit eines Opernhauses neu aufgelegt. Der Autor, Musiker und Professor für Musik und Musikdidaktik, gibt einen Einblick in die komplexen Arbeitsprozesse eines Musiktheaters. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert; der erste, Berufe und Tätigkeiten in einem Opernhaus, stellt von der Intendanz, Geschäftsführung und Dramaturgie über das künstlerische bis hin zum technischen Personal alle Bereiche des Musiktheaters vor.
Der zweite Teil veranschaulicht exemplarisch an der Neuinszenierung (1980!) von Mozarts Idomeneo am Opernhaus Mannheim Die Entstehung einer Neuproduktion.
Beim Erscheinen einer Neuausgabe liegt der Vergleich mit der vorherigen natürlich nahe. „Für die hiermit vorliegende Neuauflage wurden alle Einzelheiten noch einmal überprüft und, wo erforderlich, ergänzt und aktualisiert!“ (S. 11). Äußerlich hat das Buch jetzt den üblichen Look der Schott-Reihe Serie Musik. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt bis auf zwei neu hinzugekommene Kapitel die gleiche Aufteilung wie die Erstausgabe, vom Umfang her ist es sogar zwei Seiten dünner als diese. Bei den beiden neuen handelt es sich um Kontakt zu den Medien und Marketing, beides Sparten ,die in den Zeiten der immer knapper werdenden Finanzen eine wichtige Rolle spielen. Daß Klappern zum Geschäft gehört, hat sich mittlerweile auch bis in den letzten Elfenbeinturm herumgesprochen.
Von Berufs wegen suche ich natürlich nach der Musikbibliothek oder dem Notenarchiv, das schließlich eine nicht unbedeutende Rolle beim Zustandekommen einer Inszenierung spielt. Diese kommen aber weder in der alten noch in der neuen Auflage als einzelnes Kapitel oder auf dem Organigramm vor. Unsere Zunft wird kurz erwähnt: „Der Musikbibliothekar des Hauses sorgt – in Zusammenarbeit mit dem Dirigenten und der Dramaturgie – für die Beschaffung und Instandsetzung des Notenmaterials.“(S. 89) Das hört sich ziemlich simpel an, und erklärt manche Panikanrufe aus anderen Häusern mit der Bitte um sofortige Hilfe.
Alles in allem ist das Buch bis auf geringfügige Ergänzungen identisch mit der Erstausgabe, selbst im Satzspiegel und im Vorwort. Folglich fehlen beim Organigramm die neu eingeführten Bereiche Pressereferat und Marketing. Die Bilder wurden aufgepeppt mit aktuellen Photos von Daniel Barenboim und Rolando Villazon aus der Probenarbeit der Staatsoper Unter den Linden zu Tschaikowskijs Eugen Onegin. Dabei untertrifft die Qualität der Schwarz-Weiß-Abbildungen teilweise noch die von 1981; Tabellen wurden äußerlich in eine andere Form gebracht und das Literaturverzeichnis aktualisiert.
Wer darauf keinen Wert legt und wessen Erstausgabe sich noch in einem guten Zustand befindet, der kann auf die Anschaffung dieser Neuausgabe verzichten.
Jutta Lambrecht
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 187f.