Dölling, Beate und Didier Laget: Drummer gesucht. – Mainz: Schott, 2009. – 157 S. (The Pommes ; 1)
ISBN 978-3-7957-0660-9 : € 9,95 (geb.)
Zwei Plektren sind das Markenzeichen einer neuen Jugendbuchreihe aus dem Hause Schott: Das eine mit der Aufschrift „The Pommes“, das zweite ziert eine dreizackige Pommesgabel. Doch was es damit auf sich hat, erfährt der Leser erst auf S. 157, der allerletzten Seite.
Die vierzehnjährige Mathilde, Tochter zweier Musiker, spielt Klavier und klassische Gitarre. Während einer Konzertpause lernt sie ausgerechnet auf der Damentoilette der Philharmonie Leon kennen, der sich in der Tür geirrt hat. Leon spielt auch Gitarre, aber E-Gitarre. Er lädt Mathilde ein, ihn am nächsten Tag zu besuchen, um seine Band kennenzulernen. Als Mathilde dort ankommt, findet sie Leon allein vor – die Band hat sich gerade aufgelöst. Zusammen spielen sie Bob Marleys I shot the Sheriff und merken, daß ihnen das Zusammenspiel großen Spaß macht. Aber zur eigenen Band fehlen ihnen noch zwei Mitglieder: ein Baß und ein Schlagzeug. Die beiden begeben sich also auf die Suche. Einen Baß finden sie schnell bei einem Besuch in einem Musikgeschäft, wo Sarah sich gerade ihren E-Baß etwas umbauen läßt. Die Suche nach einem geeigneten Drummer scheint aussichtslos, bis zu einem Besuch einer Imbißbude am Hermannplatz.
Das Autorenduo, bestehend aus Schriftstellerin und Gitarrist, beschreibt zeitgemäß und sachkundig die Musikkultur und Lebenssituation junger Leute in der Hauptstadt. Mathilde, Einzelkind aus gutbürgerlichem Hause, sieht sich plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, daß ihre Eltern sich trennen wollen, diesen Schock verarbeitet sie allmählich, indem sie sich von den Konventionen löst und das Konservatorium gegen die Band eintauscht; Leon ist der Sohn eines Trödelhändlers, die E-Bassistin Sarah ein verwöhntes Einzelkind eines Schicki-Micki-Designer-Paares und Drummerin Olivia muß ihrer Mutter in der Pommesbude helfen. Bis die Wahl auf Olivia fällt, stellen sich den Dreien (und damit den Lesern) die unterschiedlichsten Kandidaten vor: Militärmusiker, autistische Musiker, virtuelle Drummer, ein Drummer-Opa, der schon mit vielen Berühmtheiten musiziert hat, kurzum, ein wahres Kaleidoskop. Leider zieht sich die Geschichte sehr lange hin, und eine Pointe fehlt. Die kommt dann vielleicht in der nächsten Folge; da könnte man dann auch die fehlenden Bezeichnung des Standtoms auf der Rückseite ergänzen, die der fachkundige jüngere Sohn der Rezensentin sogleich bemängelte. Was ein „Emo“ war, wußte er allerdings auch nicht, ansonsten das vernichtende Urteil: „Was für Mädchen“ [und das ab 12]!
Jutta Lambrecht
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009), S. 384f.