David Bowie / Hrsg. von Viktoria Broackes und Geoffrey Marsh / Aus dem Engl. von Kirsten Borchardt u. Peter Friedrich – München: Knesebeck, 2013. – 320 S.: 244 Abb.
ISBN 978-3-86873-640-3 : € 49,95
Wieder mal „nur“ ein Ausstellungskatalog? Nein, der Bowie-Bildband ist mehr als das. Letztes Jahr zeigte das Londoner Vicoria & Albert Museum die weltweit erste Retrospektive über die Kunstfigur David Bowie mit über 300 Ausstellungsstücken. Auf rund ebenso vielen Seiten sind Leben und Wirken des Musikers im Katalog zur Ausstellung in großformatige Bilder und detaillierten Texte gebannt. Das Buch ist unterteilt in Themenwelten, wie „Metamorphosen”, „David Bowie ist Fotografie“ oder „David Bowie erschließt neue Gebiete“ – was u. a. seine ungeheure Vielseitigkeit verdeutlicht. Aufschluss geben außerdem die wissenschaftlichen Essays, die Bowies Bedeutung für Mode, die Genderdebatte oder Musik beleuchten.
David Bowie selbst, seine kreative Arbeit und sein Einfluss auf die Avantgarde in Kunst und Musik des 20. Jahrhunderts werden umfassend beleuchtet und den Lesern auf visuelle Weise nahegebracht. Sie sind eingeladen, sich zusammen mit Bowie auf eine Reise durch die Pop-Geschichte zu begeben – seit den wilden Sechzigern bis heute. Sämtliche Aspekte der Stil-Ikone kommen dabei zum Zug: Musik, Mode, Fotos, Filme u. v. m.
Neben Bildern von farbenprächtigen Kostümen, die David Bowie bei Live-Auftritten, für Cover-Shootings oder Video-Drehs trug, gibt es handschriftliche Notizen, Fotos von den Shootings, Song-Lyrics und Notenblätter zu entdecken. Ebenfalls sehenswert: Requisiten aus Filmen, in denen Bowie mitgespielt hat. Unvergessen sind die ausufernden Shows des „singenden Warhol“, seine Verkörperung von Ziggy Stardust, Major Tom, Aladdin Sane oder dem Thin White Duke. „Mich fasziniert die Kunst des 20. Jahrhunderts seit jeher, und ich interpretiere sie, von Expressionismus bis Dadaismus, auf meine Weise.” (S. 84), erklärt Bowie selbst seine Haltung.
Die Texte im Buch sind fundiert geschrieben und gehen ausführlich auf Bowies Biografie ein. Auch korrespondieren Bilder und Text miteinander und nehmen auf den jeweiligen historischen Kontext Bezug. Zum Beispiel wird thematisiert, wie es zu seiner vergrößerten Pupille kam, die ihn optisch quasi zum Exoten machten. Aber auch sonst wird deutlich: David Bowie ist ein Phänomen. Er zählt nach wie vor zu den kreativsten Künstlern der letzten Jahrzehnte und entwickelte stets seinen eigenen Stil, der ihm zum Vorreiter für Musik, Mode und Design machten.
Formal ist die Publikation sehr liebevoll gestaltet, von der Typographie über das Layout bis hin zum Leinenrücken. Ein Buch, das zwar kein Taschenbuchformat hat und ein gewisses Gewicht aufweist, das man aber gerne im Schrank stehen hat und immer wieder durchblättern mag – selbst als Nicht-Bowie-Fan. Für jeden mit Interesse an Popmusik bzw. -Kultur ist das Buch eine Bereicherung.
Und das Beste zum Schluss: Bowie ist in Berlin. Bzw. die Ausstellung aus London ist es. Noch bis zum 10. August sind im Martin-Gropius-Bau 300 Exponate zum Künstler zu bewundern: Handschriften, Fotos, Filme, Kostüme und sogar Bowies Instrumente sowie andere Sammel-Kuriositäten. Kuratiert wurde die Ausstellung vom Victoria and Albert Museum, London. ROLLING STONE ist Partner der multimedialen Show – die extra um einen Raum erweitert wurde: Er dokumentiert Bowies Jahre in Deutschland. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann seine Bowie-Besessenheit mit einer passenden App befriedigen. Bemerkenswert ist darin der asymmetrische Strick-Body von Kansai Yamamoto, den Bowie auf der Aladdin Sane-Tour trug – inklusiver einer Strickanleitung für die durch Bowies Style inspirierte Leggings.
Rebeca Berg
Frankfurt am Main, 25.07.2014
AUSSTELLUNG: „David Bowie“ vom 20. Mai bis 10. August im Martin-Gropius-Bau Berlin (täglich 10 bis 20 Uhr geöffnet)
Infos: www.davidbowie-berlin.de