Siegert, Stefan: Bravo, bravissimo! Oper für Einsteiger. Mit Illustrationen des Autors. – Stuttgart: Reclam, 2013. – 216 S.: 50 Ill. s/w
ISBN 978-3-15-010931-1 : € 19,95 (geb., Halbleinen)
Laut Ankündigung des Verlags diene dieses Buch dazu, Oper als Lebensgefühl schmackhaft zu machen. Oper werde bisher als verstaubt empfunden, obwohl sie doch etwas Großartiges sei, das nur zeitgemäßer vermittelt werden müsse. Andererseits sei Oper wieder populär. Eins davon kann nur zutreffen, aber Auslastungsprobleme melden Opernhäuser allerdings eher wenig. Es gehen also Menschen in Opern, immer noch und offensichtlich auch immer wieder neu. Warum sie das wohl tun?
Stefan Siegert hat als freier Autor schon multimedial Opernführer für Kinder veröffentlicht. Man könnte sagen, daß er immer noch am selben Publikum arbeitet, das eben etwas älter geworden ist. Die obige Ankündigung ist aber doch kein Thema dieses Buches, denn es ist schlicht ein Opernführer, der die siebzehn größten Erfolge aller Zeiten dieses Genres vorstellt. Natürlich möchte er anders sein als die üblichen – wie so viele bisherige Opernführer auch. Genauso wird Oper für Oper einzeln vorgestellt, chronologisch von L`Orfeo bis La Bohème. In einem sehr kurzen Vorwort wird kaum Übergreifendes vermittelt.
Für jede Oper werden zuerst die Daten geliefert: Titel, Komponist, Uraufführung, Libretto, Personal, Ort und Zeit der Handlung. Dann wird ausführlich die Handlung erzählt – ohne Einteilung in Akte, Bilder, o.ä. Es sind frei erzählte Geschichten, durchaus subjektiv und ausgeschmückt, mit eigener Dramatik. Szenerien, Charaktere und auch Zitate der Opern werden mitgeliefert. Auch die Verworrenheit so mancher Handlung bleibt erhalten. Das ist geschickt gemacht, literarisch, poetisch, liest sich gut – wie eine Kurzgeschichte. So gut, daß es in dieser Form vielleicht schon genügt. Muß man dann noch einen ganzen Abend mit Beschallung verbringen? Nach der Handlung gibt es stets einen feuilletonistischen Dialog mit einem Holzwurm. Eine Figur, die der Autor aus seinen hier bereits vorgestellten Kinderarbeiten mitgenommen hat, die in allen Maserungen der Operngeschichte gekostet hat, ob Bühne oder Instrument – und so intime Kenntnisse hat. Durchaus informativ zu Entstehung und Rezeption des Werks und auch zu Zusammenhängen in der Operngeschichte. Sogar ein wenig über die Musik ist zu erfahren. Um all dies anzubringen, hat man beim Opernabend aber nur die Pausen, ansonsten sitzt man ja meist steif und still im dunklen Saal.
Dieses Buch ist für die siebzehn Opern als Vor- oder Nachbereitung gut und auch schön im bibliophilen Sinn. Ob es von allen Opernführern nun das ist, welches Oper als Kulturerlebnis erfolgreich bewirbt? Eine gut vorgewärmte Handlung und Informationen allein locken nicht ins Opernhaus.
Ach ja, die Illustrationen: Es wird die Firma erwähnt, die dem Autor den Tablet-Computer zu deren Erstellung gesponsert hat. Dieses Geschäftsmodell wird jeder Rezensent einem Autor gönnen. Das Umschlagbild ist repräsentativ.
Sebastian Kaindl
Berlin, 29.10.2013