Böhmer, Karl: Händel in Rom. – Mainz: Philipp von Zabern, 2009. – 63 S.: Farb- u. s/w-Abb.
ISBN 978-3-8053-4066-3 : € 15,90 (geb.)
Wer ein wenig über Händel weiß, weiß, dass die römischen Jahre des Komponisten seine Lehr- und Wanderjahre waren.Wohl kaum ein Abschnitt seines Lebens wurde so intensiv erforscht wie diese wenigen Jahre in Rom (Ende 1706–1710). Und nun noch ein Werk zu diesem Thema? – Die Idee ist gar nicht so dumm, denn es gab bislang tatsächlich keine deutschsprachige Monografie, die diesen wichtigen und prägenden Lebensabschnitt Händels zum Inhalt hat. Das Buch fasst auf nur 63 Seiten die wichtigsten Forschungsergebnisse zusammen und gibt gleichzeitig einen Einblick in die Lebensart und die gesellschaftlichen Strukturen, die seinerzeit in Rom herrschten. Im Vorwort schreibt der Autor, es könne „nicht das Ziel dieses Buches sein, die Lücken zu schließen oder durch Hypothesen zu einer rege erwachten Forschungsdiskussion beizutragen. Eher schon soll dem mageren Bestand an Dokumenten das Leben eines historischen Panoramas eingehaucht werden, in dem das Einmalige des Augenblicks sichtbar wird: die Begegnung zwischen einem der größten musikalischen Genies des Barock und dem barocken Rom auf dem Höhepunkt seiner Prachtentfaltung.“ (S. 6)
Als 21-Jähriger eroberte Händel die Paläste und Kirchen der Stadt in Windeseile und wurde zu einer Berühmtheit. Es gelang ihm der Zugang zur „Upper class“, wo er zahlreiche Mäzene fand. Gefördert vom Marchese Ruspoli und bedeutenden Kardinälen schuf der Protestant Händel katholische Kirchenmusik, italienische Kantaten und seine ersten Oratorien. Die römischen Kompositionen Händels sind originell, sie sind Zeugnisse einer glücklichen Zeit und unterscheiden sich durchaus von den späteren ausgefeilten und gewaltigen Werken des Komponisten, die er als Musikunternehmer in London schrieb.
Karl Böhmer, der als Musikdramaturg an der Villa Musica in Mainz arbeitet, stützt sich auf wissenschaftlich fundierte Ergebnisse und schreibt in klar verständlichem Stil ein wirklich schönes Lesebuch mit zahlreichen Farbabbildungen.
Wissenschaftliche Bibliotheken ergänzen mit der Anschaffung ihren Bestand ebenso sinnvoll wie Öffentliche Bibliotheken. Auch kann dieses Büchlein ein wunderbares [Weihnachts]geschenk sein für wissenschaftlich interessierte Leser, musikalische Laien und Romliebhaber.
Barbara Wolf
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009), S. 335f.