Das musikalische Berlin und Musikfreunde in aller Welt gedenken der 55. Wiederkehr des Todestages von Leo Blech (1871-1958). Manch ein Berliner Musikfreund hätte dieses Gedenken vielleicht gerne mit einem Besuch von Leo Blechs Ehrengrabstätte auf dem Friedhof Heerstraße verbunden. Aber dieses Grab existiert nicht mehr (s. info-netz-musik). Ausgerechnet in dem Jahr, in dem die Stadt der „zerstörten Vielfalt“ des kulturellen Lebens Berlins durch ein barbarisches Regime gedenkt, wurde das Grab aufgelassen und neu belegt. Verantwortlich dafür sind Dienststellen des Berliner Senats, die trotz erheblichen Protests in Presse, Hochschulkreisen, von Nachfahren Leo Blechs und namhaften Persönlichkeiten, bis heute keine verbindliche Sprachregelung für ihr eklatantes Versagen gefunden haben. Wie sich inzwischen herausstellte, lag die Entscheidung für die Auflassung beim Referat für Stadtentwicklung und Umwelt, Abteilung Stadtgrün. Der populäre Berliner Schriftsteller Heinz Knobloch wusste es schon: „Misstraut den Grünflächen!“ Inzwischen ist der Grabstein des Ehepaares Blech nahe der ursprünglichen Grablage wieder aufgerichtet worden, keineswegs auf Veranlassung der Senatsverwaltung, vielmehr dank der Initiative des engagierten Friedhofsverwalters, Herrn Krauss, sowie des Honorarverzichts des Steinmetzbetriebs Albrecht aus Kreuzberg. Das Grab als solches aber ist und bleibt zerstört.
Aus dem Zorn und der Trauer über diese Tatsache hat ein Kollektiv von deutschen und schwedischen Musikpublizisten spontan beschlossen, zu Ehren Leo Blechs eine kleine Monographie über Leben und Werk dieses bedeutenden Musikers zu verfassen. Sie wird voraussichtlich noch in diesem Jahr unter dem Titel Leo Blech – eine Ehrenrettung in der Reihe Jüdische Miniaturen im Berliner Hentrich & Hentrich-Verlag erscheinen. Info-netz-musik wird Sie auf dem Laufenden halten. Man wird der Senatskanzlei ein Exemplar zukommen lassen.
Peter Sommeregger
Berlin, 23.08.2013