Wolfgang Doebeling: Pleased To Meet You. Interviews mit Musikern [Rebecca Berg]

Doebeling, Wolfgang: Pleased To Meet You. Interviews mit Musikern – München: Wilhelm Fink Verlag, 2013 – 255 S.: s/w Abb.
ISBN 978-3-7705-5120-0 : € 24,90 € (geb.)

„Gestatten? Wolfgang Doebeling mein Name. Und ich treffe Stars.“ So oder zumindest so ähnlich hätte die Antwort des Autors von Pleased to meet you ausfallen können, fragte man ihn nach seiner Lieblingsbeschäftigung. Doebeling, Jahrgang 1950, studierte Philosophie, Politologie und Publizistik und ist seit über 35 Jahren freischaffender Publizist für das Radio und diverse Printmedien, wie z. B. das renommierte Musik-Magazin Rolling Stone. Ungefähr genauso lange dauerte es, bis er mehr als 1.000 Interviews angehäuft und fünfzehn davon aus den Jahren 1982–2006  für dieses Buch ausgewählt hatte. Viele davon waren bisher nicht oder nur teilweise veröffentlicht.
Ob Frontsänger und Idole ganzer Generationen wie Mick Jagger und Paul McCartney, deren Mitmusiker oder Jazzschlagzeuger Charlie Watts – die Künstler, die Wolfgang Doebeling ab Ende der Siebzigerjahre befragte, hatten stets Format. Der Enthusiasmus, den er bei seiner Arbeit an den Tag legt, ist dabei unverkennbar. Ebenso sein Wissen um das musikalische Zeitgeschehen und die persönlichen Hintergründe seiner Gesprächspartner. Jedoch wühlt der Autor erstaunlich wenig im Privatleben der auserwählten Musiker, denen er oft mehrmals begegnete. Der nötige Respekt bleibt gewahrt. Im Vordergrund steht, wie es sich für einen guten Musikjournalisten gehört: die Musik. Im Vorwort auf Englisch, das fairerweise im hinteren Teil nochmals auf Deutsch übersetzt abgedruckt steht, lässt Doebeling den Leadsänger der Band Travis, Fran Healy, zu Wort kommen, den er mittlerweile zu seinen guten Freunden zählt. Healy bezeichnet den Journalisten als jemanden, der seinem Beruf mit Leidenschaft nachgeht. Womit er zweifelsfrei am Ende Recht behalten wird.
Jedes Interview beginnt mit einer kleinen Einführung und -fühlung in die jeweilige Zeit und das Umfeld. Schnell werden auch gewisse Eigenheiten der Künstler deutlich und – zumeist – Sympathien geweckt. Wolfgang Doebeling geht auf Tuchfühlung mit den Musikern und ihren verschiedenen Charakteren. Wohl kaum zuviel versprochen ist es, wenn der Autor im Vorwort sagt: „Keine zwei Interviews verlaufen gleich, es entwickelt sich stets eine eigene Dynamik. Und da ich mir vorab nie Fragen notierte, geschweige denn mit einem Fragenkatalog hausieren ging, ergab sich der Verlauf von Gesprächen naturwüchsig, abhängig von der jeweils dialogisch sich ergebenden Fragestellung natürlich und von der Mitteilungsbereitschaft des Befragten, von dessen Temperament auch, indes von keinem Masterplan“ (S. 18). Manchmal stellt der vorangegangene Text das eigentliche Interview sogar in den Schatten und man hätte gerne mehr von der „Geschichte drum herum“ gelesen. Genauso hätte der ein oder andere sicher gerne mehr als nur eine Handvoll Schwarzweiß-Fotos gesehen. Aber die spannenden Gespräche und Geschichten entlohnen auch den visuellsten Leser.
Am Ende sind nicht nur Befragter und Interviewter zufrieden. So hat der Leser in den Frage-Antwort-Spielen mit Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts, Bill Wyman, Paul McCartney, Ringo Starr, Ray Davies, Pete Townshend, Graham Nash, David Bowie, Elvis Costello und Joe Strummer doch einiges und auf sehr unterschiedliche Weise von beiden gelernt. Ganz hinten im Buch gestehen Wolfgang Doebeling und Lektor Ingo Rother dann, dass es eigentlich 20 Interviews hätten werden sollen. Doch keine Bange. Dies war nur der erste Streich. Alle, die sich auf weitere interessante Interviews mit z. B. Cliff Richard, Paul Weller oder Noel Gallagher gefreut hatten, werden vertröstet. Wen der Autor dann noch interviewen wird? Die endgültige Auswahl steht zwar noch nicht fest. Eines jedoch ist sicher: Wolfgang Doebeling wird den Musikern auch im zweiten Band wieder auf seine ganz besondere Art zuleibe rücken.

Rebecca Berg
Frankfurt a. M., 20.01.2013

 

 

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