Feige, Marcel: I don’t have a gun. Die Lebensgeschichte des KURT COBAIN. – Weinheim [u.a.]: Beltz & Gelberg, 2012. – 222 S.: Abb.
ISBN 978-3-407-81087-8 : € 16,95 (geb.)
“Ich werde Rocksuperstar, bringe mich um und mache einen flammenden Abgang”, soll Kurt Cobain mit 15 Jahren gesagt haben (S. 37). Die Medien von und über Nirvana mit ihrem legendären Sänger sind seit über 20 Jahren Verkaufshits. Seit Amy Winehouse 2011 wie Kurt Cobain (1967–1994) mit 27 Jahren starb und damit den Mythos des Club 27 vermehrte, rückt Cobain wieder verstärkt in den Fokus der heutigen Jugend. So ist es nur folgerichtig, dass nach einer Vielzahl älterer, gewichtiger Cobain-Biografien, die alle auf seine umfangreichen Tagebücher zurückzuführen sind, ein handlicheres Buch gefragt war.
Mit dem in Berlin lebenden Marcel Feige, Autor von mehr als 34 Sachbüchern und Romanen wie Deep in Techno oder das mit dem Internationalen Buchpreis Corine ausgezeichnete Buch Nina Hagen – That’s why the lady is a punk, war ein Könner am Werk. Seine neueste Publikation, ein leicht geschriebenes und zugleich packendes Buch über das radikale Leben Kurt Cobains, braucht den Vergleich mit bisherigen Veröffentlichungen nicht zu scheuen.
Der temperamentvolle Kurt wird schon mit drei Jahren nicht verkraften, dass er die Liebe seiner Eltern nach der Geburt seiner Schwester mit dieser teilen muss. Als er neun Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden. Fortan wird er zwischen seinen Eltern und Verwandten hin und her geschoben, rebelliert und wird mit einem Sedativum ruhig gestellt. In der 6. Klasse traut er keinem Erwachsenen mehr, “denn Menschen taugen nichts” (S. 30). Früh sucht er Halt in der Musik. Mit 17 bricht er ohne Schulabschluss aus und hat bereits erfahren, dass Alkohol und Joints sein unstetes Leben erträglicher machen. Mit dem Nirvana-Album Nevermind (1991), das sich bislang 30 Millionen Mal verkaufte, wird Cobain gegen seinen Willen zum Leitstern einer ganzen Generation und schreibt Musik, die als Grunge Musikgeschichte schreibt.
Feige schildert objektiv Cobains quälende Widersprüche, die Entstehung seiner authentischen Songs, die Glorifizierung zum Idol und seinen exzessiver Weg, der zum tragischen Scheitern führte. Das Lebensumfeld und das harte Geschäft der Musikindustrie finden prägnante Darstellung.
Der in 27 Kapitel gegliederte, flüssig geschriebene Text mit sinnvollen Zitaten ist gut recherchiert. Er birgt durchaus neue Details wie die Hochzeitsgästeliste (S. 180) oder ein Autogrammerlebnis (S. 8), die in anderen Biografien so noch nicht zu lesen sind. Zeittafel, Diskographie, Glossar und ein Quellenverzeichnis vollenden das Werk. Mit nur neun bereits bekannten Abbildungen ist das Buch recht mager ausgestattet, ebenso fehlt ein Register.
Diese Lebensgeschichte dürfte alle Generationen gleichermaßen berühren und fesseln. Am 8. April 2014 jährt sich Kurt Cobains Todestag zum 20. Mal. Bis dahin wird dem Buch aufgrund guter Nachfrage eine 2. Auflage gewünscht.
Cortina Wuthe
Berlin, 16.11.2012