Caeyers, Jan: Beethoven. Der einsame Revolutionär. Eine Biographie. Aus dem Niederl. von Andreas Ecke. – München: Beck, 2012. – 832 S.: Abb. u. Notenbsp.
ISBN 978-3-406-63128-3 : € 29,95 (geb; auch als E-book erhältl.)
Beethoven zählt zu den bedeutendensten und populärsten „Heroen“ der abendländischen Musikgeschichte, und so kann es nicht verwundern, dass die inzwischen veröffentlichte Literatur über sein Leben und Schaffen sowie zu seiner Wirkungsgeschichte längst unüberschaubar geworden ist; darüber hinaus liegen seine Werke in zahlreichen Ausgaben vor, und die übrigen Quellen sind wissenschaftlich weitgehend ediert und gut zugänglich – selbst von einer besonders umfangreichen neuen Biografie darf man somit substantiell kaum Neues erwarten. Und doch zeigt sich die Notwendigkeit, sich einer großen Künstlerpersönlichkeit wiederholt zu nähern und eine zeitgemäße, moderne Sichtweise zu entwickeln. Darin liegt die Aufgabe und – wenn es gelungen ist – auch das eigentliche Verdienst einer neuen Biografie.
Jan Caeyers darf dies für sich grundsätzlich in Anspruch nehmen, denn sein materialreicher Band ist prägnant und schwungvoll geschrieben, mitunter auch etwas salopp formuliert, woran allenfalls ein akademischer Spezialist etwas zu bekritteln findet; aber der gehört auch nicht wirklich zur Zielgruppe einer solchen Veröffentlichung, die sich eher an die Musikliebhaber wendet, welche sich in der Sache verlässlich und zugleich auf unterhaltsame Weise mit einem der ganz Großen im „musikalischen Parnass“ vertraut machen möchten. Dass dabei die „wirkungsvollen“ Themen besonders breiten Raum einnehmen (etwa die immer noch nicht abgeschlossene Diskussion um die „unsterbliche Geliebte“ oder ein singuläres Werk wie Beethovens neunte Sinfonie), ist nahe liegend. Es kommt der Darstellung zu Gute, dass Caeyers Musikwissenschaftler und Praktiker ist (u. a. langjähriger Leiter der Beethoven-Akademie), und als letzterer tritt er regelmäßig als anerkannter Beethoven-Interpret auf. Seine leidenschaftliche Lebensbeschreibung und die Exkurse zu den Kompositionen entlarven ihn durchaus als „Überzeugungstäter“, der seinen Leser auf eine erlebnisversprechende Reise mitnimmt und für seinen Gegenstand zu fesseln vermag – und das ist das Vorteilhafteste, was man über ein Fachbuch sagen kann. Werk- und Personenregister erlauben außerdem das gezielte Suchen.
Georg Günther
Stuttgart, 30. August 2012